Drei Gemeinschaftsgärten gibt es im Bezirk und alle drei haben unterschiedliche Ansätze, wie das gemeinsame Pflanzen, Pflegen und Ernten aussehen soll. „Unser Währing“ hat nachgefragt, was den drei Vereinen wichtig ist, und wie man mitgarteln oder sich für ein Beet vormerken lassen kann.
„Zusammen Wachsen“ im Leopold-Rosenmayr-Park
Am schönsten ist es, wenn jemand im Sommer mit einer Quiche oder einem Kuchen vorbeikommt, in dem die Produkte aus dem Garten „Zusammen Wachsen“ verarbeitet sind, erzählt Rainer Tiefenbacher. Seit 2018 Saisonen gibt es den Garten im Leopold-Rosenmayr-Park, der idyllisch am Hang unterhalb des Gersthofer Friedhofs liegt. Gemeinsam bedeutet: Es gibt keine Parzellen, die extra zugeordnet sind, alle Felder werden zusammen betreut. 14 haben bei der Gründung den harten Kern des Vereins gebildet, der die frühere Wiese Gebiet von der MA42 – Wiener Stadtgärten gepachtet hat. Jetzt sind es etwas weniger und deshalb freut sich die Gruppe über alle, die neu dazukommen wollen. Alle Vereinsmitglieder wohnen im Bezirk, die meisten in unmittelbarer Nachbarschaft. Jetzt im März ist die ideale Zeit, um in die Arbeit des Gemeinschaftsgartens hineinzuschnuppern und, wenn es gefällt, tatkräftig anzupacken!
Ein grüner Daumen sei wichtig, aber nicht das wichtigste, sagt Vereinsobmann Reinhart Formanek. Jeder im Team bringe eigene Fähigkeiten mit. So können alle von einander lernen. Es gibt einen Komposthaufen, die Erde im Park wird so Schritt für Schritt verbessert. Bei den Pflanzen setzt das Team von „Zusammen Wachsen“ auf hochwertiges Saatgut von der „Arche Noah“. Und es versucht mit dem zu arbeiten, was leicht aufzutreiben ist: Statt in einer Gartenhütte sind die Geräte in einer alten Kieskiste untergebracht, die der Garten geschenkt bekommen hat.
Kontakt: Ab März sind am Samstag nachmittag sind Gärtnerinnen und Gärtner vor Ort. Oder sie schreiben ein Mail an zusammen-wachsen(a)gmx.at!
Park ist zum Leben erwacht
Begonnen hat dar Garten als Projekt im Rahmen der Agenda Währing, die Starthilfe bei der Organisation und beim Kontakt mit den Behörden geleistet hat. Unterstützung gab es auch vom Umweltausschuss des Bezirks. Inzwischen ist der Verein selbstständig und steht auf eigenen Füßen. Angebaut wird alles mögliche: Erdäpfel, Mangold, Erbsen, Physalis und noch einiges mehr – beim Besuch von „Unser Währing“ kommen die Gärtner gar nicht mehr aus dem Erzählen heraus. Was sie besonders freut: Der kleine Park sei durch den Garten zum Leben erwacht. Die AnrainerInnen kommen miteinander ins Gespräch. Und der neue Tischtennistisch im Park sei ein Anziehungspunkt für die Jugendlichen aus dem Grätzel.
Pflanzen statt Zäune
Zu Beginn habe es auch Anfeindungen gegeben, erzählt Formanek. Einige Bewohner des nahliegenden Gemeindebaus hätten gedacht, dass sie ein Stück das Parks quasi privatisierten wollen. Deshalb hat der Garten auch keinen Zaun. Der wohlwollende Blick der Nachbarn beim Vorbeigehen ist für die Gärtnerinnen und Gärtner das größte Lob. Als im Winter Vandalen einen Rosenbogen umgestoßen haben, hätten sie auch die größten Kritiker unterstützt: Das könne doch nicht sein, dass „unser Garten“ kaputt gemacht wird, habe ein Pensionist gemeint, der davor zwei Jahren lang nur geschimpft habe. Zu Beginn seien die Steckerln, die die Beete vom Rest des Parks abtrennen, immer wieder umgetreten worden. Doch seit dort Blumen und Beeren wachsen, gehöre auch dieses Problem weitgehend der Vergangenheit an.
„Beethafen“ – mitten im Schubertpark
Bei der Neugestaltung des Schulvorplatzes in der Schulgasse wurde auch an einen Gemeinschaftsgarten gedacht. Die beiden kleinen Hochbeete werden von der benachbarten Volksschule und der Pfadfindergruppe in der Weimarer Straße betreut. In den drei großen Hochbeeten gibt es neun Parzellen, die jeweils etwa einen Quadratmeter groß sind. In einem davon wird für die Allgemeinheit gepflanzt: Sobald die Erntesaison beginnt, können auch die anderen Parkbesucher hier mitnaschen. Allerdings, so die Bitte der GärtnerInnen, nur aus diesem Beet.
Der Name „Beethafen“st eine Anlehnung an Ludwig van Beethoven, der ursprünglich hier begraben war – der heutige Park war bis ins späte 19. Jahrhundert ein Friedhof. Zaun gibt es keinen, der allgemein zugängliche Platz sollte durch den Gemeinschaftsgarten nicht eingeschränkt werden. Der Schubertpark sei einer seiner Lieblingsorte im Bezirk, sagt Tarrik Berrada vom Verein, der auch in der Nähe wohnt: Er sei zwar klein, aber sehr vielfältig und es sei immer etwas los.
Die ganze Nachbarschaft lebt mit
Dass der Garten mitten im Park ist, hat Vor- und Nachteile: Man komme schnell und einfach ins Gespräch mit anderen Währingerinnen und Währingern, die man sonst nie kennengelernt hätte, erzählt Tarik Berrada. Nachteil: Sie können nicht alle Früchte selber ernten, die sie gepflanzt haben. Manches verschwindet, kurz bevor es reif wird, auch ganze Pflanzen wurden aus den Beeten geklaut. Dafür tauchen hin und wieder neue Pflanzen auf in den Beeten auf, manche davon sogar im Topf.
Größte Bitte der Gärtnerinnen und Gärtner: Am Tisch hinter den Beeten liegen oft Müll oder Zigarettenstummel. Der Tisch sei natürlich für alle ParkbesucherInnen gedacht, den Mist solle aber jeder selbst entsorgen. In den ersten Jahren haben sie versucht, einen Komposthaufen anzulegen, um die Erde zu verbessern. Das haben sie inzwischen aufgegeben, weil er als Mistkübel verwendet wurde – der Kompost wäre daher unbrauchbar gewesen. Und die ganze Nachbarschaft lebt mit: Im letzen Jahr fand sich an einem der Beete ein handgeschriebener Brief: Sie freue sich jeden Tag, wenn sie an den Beeten vorbeigehe, schrieb eine unbekannte Gartenfreundin. Die Tomatentriebe sollten aber schon früher eingekürzt werden.
Kontakt: beethafen(a)gmx.at
Lange Warteliste beim „Zaunkönig“ im Währinger Park
Der älteste der drei Gemeinschaftsgärten liegt im Währinger Park, gegründet im Jahr 2014. Hier gibt es auch die größten Parzellen, jede davon ist knapp drei Quadratmeter groß. Zwei der Beete werden von Kindergruppen aus der Umgebung betreut, ein weiteres Beet von einer Flüchtlingsfamilie. Es ist der einzige Gemeinschaftsgarten im Bezirk, der mit einem Zaun vom Rest des Parks abgetrennt ist.
Der Zaun soll aber keine Grenze sein: Hier wachsen Sträucher, sobald sie reif sind, können alle Parkbesucher an den Beeren naschen. Auch hier gilt: Das Garteln ist wichtig, genauso wichtig ist es, soziale Kontakte zu knüpfen. Und der Andrang ist groß: Auf der Warteliste waren zuletzt 180 Personen vorgemerkt. Im Winter werden nach dem Zufallsprinzip einige Beete neu vergeben.
Kontakt: garten.zaunkoenig@gmail.com