Seit Anfang Mai steht vor dem Gemeindebau in der Währinger Straße 190 ein sogenanntes Wurmhotel. Darin verarbeiten Kompostwürmer Biomüll zu feinstem Kompost. Entstanden ist die Idee an der Universität für Bodenkultur. Wir haben uns das Konzept dahinter angeschaut.
Vom Biomüll-Kübel in die Blumenkiste – mit Umweg über das Wurmhotel
Gemüseabfälle, übrig gebliebenes Obst und Kaffeesatz werden innerhalb weniger Monate zu feinstem Kompost, erzählt David Witzeneder, einer der Gründer des Unternehmens „Wormsystems„. Bis zu 2 Tonnen Biomüll können im Wurmhotel pro Jahr verarbeitet werden – direkt vor Ort, wo der Müll anfällt, ohne Transporte und daher völlig CO2-neutral. Sobald die Würmer ihre Arbeit erledigt haben, kann der Kompost dann gleich im Grätzl verwendet werden. Und bei der gemeinsamen Arbeit komme man mit anderen Leuten in Kontakt und belebe so die Nachbarschaft – das Wurmhotel habe also gleich einen vielfachen Nutzen.
Die Würmer erledigen die ganze Arbeit
Das Konzept dahinter ist einfach. Gemeinsam mit Mikroorganismen zerlegen und verdauen die Kompostwürmer den Biomüll und erzeugen daraus Wurmkot – auf dem Bild zu sehen als kleine schwarze Krümel. So entsteht hochwertiger Wurmkompost. Aus 1.500 Kilo Biomüll machen die Würmer 150 Kilo Erde, der bis zu sieben Mal so viele Nährstoffe enthält wie normale Gartenerde. Wurmkisten und Wurmhotels stinken auch nicht, im Gegenteil: Sie riechen nach frischer Gartenerde.
Die Idee stammt ursprünglich aus Währing
Die Idee für das Wurmhotel stammt eigentlich aus Währing. Bei ihm zuhause im Bezirk Schärding sei Biomüll immer schon kompostiert und weiterverarbeitet worden, sagt Witzeneder. Während des Studiums an der BOKU habe er dann gemerkt, dass das in der Stadt nicht richtig funktioniere. Daher habe er begonnen mit Kompostwürmern zu experimentieren. In einem ersten Schritt entstanden daraus im Jahr 2015 Wurmkisten, die zuhause aufgestellt werden können. Später kam die Idee Wurmhotels im öffentlichen Raum aufzustellen.
Beim Wurmhotel in der Währinger Straße 190 können bis zu 20 Haushalte mitmachen. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung und alle Informationen finden Sie auf www.wurmhotel.com
Wenn Sie eine eigene Wurmkiste zuhause aufstellen wollen, können Sie sie unter www.wurmkiste.at bestellen
Nicht alle Lebensmittel können in die Kiste
Die Würmer mögen am liebsten Gemüseabfälle, Obst, Kaffee und Tee, außerdem Zellulose in Form von Papier. Fleischreste müssen weiterhin extra entsorgt werden, auch Brot, Getreide, Milchprodukte und Zitrusfrüchte schmecken den Würmern nicht. Je nach Material muss auch hin und wieder Gesteinsmehl hinzugefügt werden. Bei einer Teilnahme am Wurmhotel gibt es eine kurze Einschulung, worauf zu achten ist. Auch die „Ernte“, also die Entnahme des Kompost nach etwa einem halbe Jahr, wird gemeinsam und mit Unterstützung durch das Wurmhotel-Team erledigt. Und einmal pro Woche checkt ein Mitarbeiter der Firma, ob es den Würmern auch wirklich gut geht.
High Tech unterstützt die Würmer
Eigene Sensoren im Wurmhotel prüfen, ob Temperatur und Luftfeuchtigkeit stimmen. Die Flüssigkeit die bei der Kompostierung entsteht, wird je nach Bedarf zurück in den Kompost oder zu Pflanzen auf dem Dach des Wurmhotels gepumpt. Mit einer eigenen Kamera im Inneren kann geprüft werden, was hineingeworfen wurde. Den Strom für Licht, Pumpen und den kleinen Computer liefert ein Solarmodul am Dach.
Das Wurmhotel öffnet sich mit einem eigenen Chip
Das Wurmhotel in Währing ist das vierte, das in Wien aufgestellt wird. Die Kosten dafür übernehmen Stadt und Bezirk. Um den Biomüll darin entsorgen zu können, muss man sich registrieren und Mitglied werden, das ist für alle Bewohner der weiteren Umgebung möglich. Die Einwurf-Klappe kann man dann mit einem eigenen Chip öffnen.
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Bilder: Unser-Währing.at, Wurmhotel