Das Währinger Straßenfest muss anders werden

Währinger Straßenfest

Viele Kaufleute in der Währinger Straße üben heftige Kritik am Wirtschaftsverein, der das jährliche Straßenfest organisiert. Die Abwicklung sei chaotisch und die Art des Festes nicht mehr zeitgemäß. Sie fordern mehr Mitsprache und eine Neuausrichtung des Straßenfestes.

Update: Das Straßenfest im September 2023 hat den Kritikern leider Recht gegeben – mehr dazu in unserem aktuellen Artikel vom 25.9.2023: „Ein Straßenfest gegen die Geschäftsleute“

Kaufleute: So kann es nicht weitergehen

„Passt nicht zur Straße“, „Nicht mehr zeitgemäß“, „Schlechte Organisation“, „keine Information an die Kaufleute“ – das sind die Antworten die man in den Geschäften der Währinger Straße bekommt, wenn man nach dem Straßenfest fragt. „Unser Währing.at“ hat in den letzen Wochen mit fast zwei Dutzende UnternehmerInnen in und rund um die Währinger Straße gesprochen. Der Tenor: So kann es mit dem Straßenfest nicht weitergehen. Die angekündigte Änderung der Förderung durch die Wirtschaftskammer soll der Anstoß sein das Fest endlich anders gestalten: Damit es Geschäften, Anrainern und Grätzl auch etwas bringt.

ÖVP-Interessen statt Interessen der Kaufleute

Organisiert wird das Straßenfest vom „Währinger Wirtschaftsverein“. Dieser Name ist allerdings schon seit Jahren eine Art Täuschungsmanöver. Vorsitzender des Vereins ist Michael Richter – der kein Unternehmer ist, kein Geschäft hat und nicht einmal in Währing wohnt. Der Verein hat nur zwei Vorstände. Neben Richter ist das seine Stellvertreterin Beate Marx. Beide sind Bezirksräte der ÖVP. Und statt im Sinn der Einkaufsstraße eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Bezirk zu suchen, liefert Richter sich in fast jeder Sitzung der Bezirksvertretung heftigste Verbal-Duelle mit der Bezirksvorstehung und den anderen Parteien.

Die Geschäfte im Herzen des Bezirks sind „Unser-Waehring.at“ ein großes Anliegen, deshalb berichten wir gerne und regelmäßig, was sich in der Einkaufsstraße tut:

Änderung der Förderung soll Neuanfang sein

In den früheren Jahren war der Wirtschaftsverein ein guter Weg um Werbemittel für den Bezirk zu lukrieren. Von der Wirtschaftskammer kamen über verschiedene Töpfe Förderungen für die Einkaufsstraßenvereine in ganz Wien. Im Herbst wurde allerdings angekündigt, dass es diese Förderung künftig nicht mehr geben wird. Die Aktivitäten des Währinger Wirtschaftsvereins und ähnlicher Einrichtungen hängt damit in der Luft – ebenso wie die Abhaltung des Straßenfestes im Herbst 2023. Mitte Februar hat Michael Richter gegenüber der Bezirkszeitung dann erklärt, er rechne damit, dass das Fest auch heuer wieder stattfinden wird und nannte auch einen Termin: Freitag, 22. September 2023

Währinger Straßenfest Stand

Keine Kommunikation mit den Mitgliedern des Vereins

Als „Unser Währing.at“ bei der Blumenhandlung von Barbara Kugler nach diesem Termin fragt, fängt sie an zu grübeln, schaut alle ihre e-mail-Ordner durch: Keine Nachricht vom Wirtschaftsverein, bei dem sie seit Jahren Mitglied ist. Auch die andere Geschäftsleute, bei denen wir nachgefragt haben, können sich nicht erinnern über den Termin informiert worden zu sein.

Wie das Straßenfest organisiert werde, sei ihr schon lange ein Dorn im Auge, sagt Kugler: Es gebe keine WCs für die Standler, keine Wasseranschlüsse, keine Sitzgelegenheiten, die Organisation sei durch die Bank chaotisch. Sie als Geschäftsinhaberin verkaufe an diesem Tag weniger als sonst, weil ihre Stammkunden von den „Ramsch-Standeln“ abgeschreckt seien.

Fest für Geschäfte, Anrainer und Kunden statt Rummeplatz-Atmosphäre

„Wir bespielen die Straße das ganze Jahr über und beim Straßenfest muss ich dafür bezahlen, dass ich mir einen Stand vor meinem eigenen Geschäft mieten darf“, meint Kugler und wünscht sich eine grundsätzliche Neu-Organisation. In die gleiche Richtung geht die Kritik von Petra Hartlieb. Das Straßenfest soll von den Geschäftsleuten selbst organisiert werden. Sie wünscht sich das Fest als Bühne für Initiativen aus der Umgebung – und nicht fahrende Standler aus halb Österreich, die von einem Jahrmarkt zum nächsten ziehen. Sie wolle den Tag nutzen um mit den Kunden in Kontakt zu kommen und gemeinsam zu feiern. Das würde auch ihrem Geschäft etwas bringen. Derzeit habe sie am Tag des Straßenfestes weniger Umsatz als sonst. Die Antworten der anderen GeschäftsinhaberInnen, mit denen wir gesprochen haben, gehen alle in eine ähnliche Richtung. Wirklich zufrieden ist niemand.

Wirtschaftsverein beantwortet keine Fragen zum Währinger Straßenfest

Wir haben natürlich auch den Währinger Wirtschaftsverein und den Vorsitzenden Michael Richter um eine Stellungnahme gebeten. Also: Ob das Straßenfest künftig anders aussehen soll, wie die Geschäftsleute eingebunden werden können und welche Folgen der Stopp der Förderung der Wirtschaftskammer haben wird. Gefragt haben wir auch nach der Zahl der Mitglieder, den Finanzen und anderen organisatorischen Dingen des Vereins selbst. In einer kurzen Mail von Michael Richter wurde keine einzige dieser Fragen beantwortet. Wir sollten uns gedulden, heißt es in dem Schreiben. Vielen Geschäftsleute in der Währinger Straße ist der Geduldsfaden mit dem Verein und dem Vorsitzenden allerdings schon lange gerissen.

Photos: Müller-Schinwald