Seit dem Frühling verschönern die „Theresias“ die Theresiengasse mit Blumen und Pflanzen: Große Töpfe, die von der Agenda Währing aufgestellt wurden. Um Nachahmung wird gebeten!
Was wollt Ihr mit dieser grauen Gasse?
„Die Theresiengasse – das ist doch diese fade, graue Straße. Dort wollt Ihr etwas machen?“ Das war vor fünf Jahren die Reaktion der Gebietsbetreuung auf die Frage von Harriet Leischko, ob und wie ihre Straße begrünt werden könne. Leischko machte damals eine Zusatzausbildung für ökologisches Garten- und Grünraummanagement an der Donau-Uni Krems und wollte das Gelernte direkt vor ihrer Haustüre umsetzen. Im Rahmen der Agenda Währing gründeten einige Gleichgesinnten und sie die Gruppe „1000 Blätter me(e)hr“. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In der faden, grauen Gasse wächst und sprießt es an allen Ecken und Enden.
Von Blumenkästen zu „Mikro-Vorgärten“
Begonnen hat die AgendaGruppe mit der Aktion „Pflanz Dir was“ – einer Anleitung um Blumenkisten vor den Fenstern richtig zu montieren und zu bepflanzen. Der Leitfaden mit Einkaufs-, Pflanz- und Pflegetipps ist hier abrufbar, viele der notwendigen Utensilien können direkt im Bezirk gekauft werden.
Dann ergab sich für den Bezirk die Möglichkeit, in der Theresiengasse 12 neue Bäume zu pflanzen, die inzwischen gut angewachsen sind. Die Baumscheiben werden von de Stadt Wien betreut und habe sich zu kleinen grünen Oasen in der Straße entwickelt.
Und heuer im Frühling hat die Gruppe dann die „Theresias“ ins Leben gerufen – große Blumenkisten die im öffentlichen Raum am Gehsteig aufgestellt werden. In der Fachsprache werden sie auch „Mikrovorgärten“ genannt
Gewachsen sind bei dem Projekt nicht nur die Pflanzen. Beim Besuch von „Unser Währing“ in der Theresiengasse kommen die drei VertreterInnen der Agenda-Gruppe gar nicht aus dem Grüßen und Winken heraus. Hier fragt ein Nachbar, ob er beim Gießen helfen kann, dort eine Nachbarin wie die Rückmeldungen zu den Pflanzen sind, ein anderer nach dem gemeinsamen Programm am Wochenende.
Wie beantrage ich eine „Theresia“: Alle Infos zu den Behördenwegen, Tips und Tricks finden sich auf der Homepage der „Agenda Währing„.
Beim Pflanzen kommen die Leute zusammen. Man kommt ins Reden und lernt sich kennen, erzählt Franz Schinwald, der den Antrag für das Aufstellen der „Theresias“ eingereicht hat. Beim ersten Mal erscheine der bürokratische Aufwand abschreckend. Der Gehsteig muss eine Mindestbreite haben, damit FußgängerInnen ungestört vorbeigehen können: 2 Meter bei längsparkenden Autos, 2,50 Meter bei Schrägparkern. Aber schon beim zweiten Antrag sei alles einfacher. Die Gruppe „Tausend Blätter mehr“ hat deshalb einen Leitfaden und eine Anleitung erstellt, damit „Theresias“ im öffentlichen Raum einfach beantragt und aufgestellt werden können. Und um Nachahmung wird gebeten – je mehr solche Mikrovorgärten es in Währing gibt, desto besser.
Alle sollen sich ihre eigenen „Theresias“ vor die Haustür stellen
Derzeit stehen elf große Töpfe an drei verschiedenen Stellen in der Theresiengasse. Dabei wird genau Buch geführt, wie sich das Projekt entwickelt, erzählt Katrin Pfleger: Welche Pflanzen wachsen gut, welche schlecht? Wie kommen die Töpfe über den Winter? Gibt es Probleme mit Vandalismus, werden Pflanzen geklaut oder abgerissen? Aus den Erfahrungen dieses Jahres will die Gruppe lernen und Schlüsse zieht. Wer sich heuer oder im nächsten Jahr dafür entscheidet, selbst eine „Theresia“ vor das Haus zu stellen, fängt also nicht bei Null an.
Die neuen Bäume und die Beete haben den Charakter der Theresiengasse um 180 Grad gedreht, erzählen die drei VertreterInnen der Agenda-Gruppe. Dabei sind viele glückliche Fügungen zusammengekommen. Besonders wichtig war der Wechsel in der Bezirksvorstehung vor fünf Jahren und die Gründung der „Agenda Währing“. Auch beim früheren Bezirksvorsteher hätten sie immer wieder angefragt, ob die Straße begrünt werden könne – allerdings ohne Ergebnis.
Aus Fehlern lernen, damit die nächsten Währinger „Theresias“ noch besser wachsen und gedeihen
Die verschiedenen neuen Pflanzen im Kreuzgassenviertel haben auch wissenschaftliches Interesse geweckt. Es gab mehrere Treffen mit VertreterInnen der Universität für Bodenkultur. Das Projekt wurde im Rahmen einer Lehrveranstaltung vorgestellt und soll durch Bachelor- oder Masterarbeiten weiter wissenschaftlich betreut werden. Wegen der immer größer werdenden Hitze hat jeder der neuen Bäume in der Theresiengasse ein automatisches Bewässerungssystem. Gepflanzt wurden japanische Schnurbäume, die mit den schwierigen Bedingungen in der Stadt am besten zurechtkommen.
Freude über das „Kleine Japan“ vor dem eigenen Fenster
Zu Beginn waren manchen AnrainerInnen skeptisch, warum keine einheimische Baumsorte verwendet wird. Auch das habe sich inzwischen gelegt. Und eine Nachbarin freut sich besonders: Sie ist ein großer Japan-Fan und hat ihr eigenes kleines Japan jetzt direkt vor ihrem Fenster.
Fotos: Markus Müller-Schinwald, Harriet Leischko