SPÖ-Währing setzt auf neuen Stil

Michael Trinko bei der ersten Sitzung der Bezirksvertretung

Michael Trinko ist der neue Clubobmann der SPÖ in der Bezirksvertretung. Der gebürtige Oberösterreicher will die Konflikte hinter sich lassen, die die Bezirkspolitik in den letzten Jahre geprägt haben. Im Gespräch mit „Unser Währing“ erklärt er die Ziele und Projekte der SozialdemokratInnen für die nächsten fünf Jahre.

Politischer Neuanfang nach enttäuschendem Wahlergebnis

Das Wahlergebnis im vergangenen Oktober war für die Währinger SPÖ eine herbe Enttäuschung. Im Rest der Stadt gab es deutliche Stimmengewinne, aber im Bezirk hatte sich der angriffige Stil der letzten Jahre offenbar nicht ausgezahlt: Die Partei rutschte auf 17,8 Prozent ab, das schlechteste Ergebnis aller Bezirksorganisationen in Wien. Die Währingerinnen und Währinger hatten bei der Wahl genau unterschieden: Bei der Wahl zum Gemeinderat lag die SPÖ mit 30 Prozent deutlich am ersten Platz. Im Bezirksparlament landete sie abgeschlagen auf Platz drei und stellt dort sieben der 40 Abgeordneten.

SPÖ-Fraktion in der Bezirksvertretung

Grund genug für den neuen Clubvorsitzenden Michael Trinko, einen Neubeginn zu starten. Die Konfrontation soll der Vergangenheit angehören. Trinko ist Experte für Arbeitsrecht beim Österreichischen Gewerkschaftsbund und was er dort gelernt hat, möchte er auch im Bezirk umsetzen: Hart verhandeln, aber dann gemeinsam eine Lösung finden. Handschlagsqualität, sagt er, sei ihm besonders wichtig.

Aus Braunau über die Uni-Politik ins Bezirksparlament

Politik hat den gebürtigen Braunauer schon früh interessiert. Während des Studiums war er Vorsitzender der Österreichischen HochschülerInnenschaft der Universität Salzburg und hat die politische Arbeit dort von der Pike auf gelernt: Vom Zettelverteilen bis zum Umgang mit den Feinheiten der Geschäftsordnung in den Sitzungen. Bei den Verhandlungen der Sozialpartner, bei denen er heute auf Seiten der Gewerkschaft teilnimmt, kann er diese Fähigkeiten gut einsetzen.

Umsetzen statt Show-Politik

Und das will er auch im Bezirk: Umsetzen und gestalten statt nur leere Anträge in der Bezirksvertretung zu stellen. Auch die Zusammensetzung der Fraktion bedeutet einen Neuanfang: Viele der sieben Abgeordnete sitzen das erste Mal in der Bezirksvertretung. Ein Beispiel für das, was Trinko unter dem neuen Stil versteht, gab es bei der Sitzung Anfang März. Gemeinsam mit den Grünen hat die SPÖ dort den Antrag zur Errichtung eines Motorikparks gestellt. Gekommen ist die Idee ursprünglich von der ÖVP, die das schon 2017 vorgeschlagen hat. Doch damals blieb es bei einem wenig konkreten Antrag.

Jetzt hofft Trinko Nägel mit Köpfen zu machen: Wenn alles klappt, soll der neue Motorikpark schon diesen Herbst eröffnet werden. Für allgemeine Heiterkeit sorgte Trinko bei der letzten Sitzung übrigens mit dem Satz, die Idee mit Motorikpark habe die Währinger ÖVP ja gemeinsam mit jetzigen Finanzminister Blümel präsentiert – und wohl deshalb darauf vergessen, den entscheidenden Folgeantrag zu stellen.

Von der neuen 42a-Route bis zur Begegnungsgzone

Das umstrittenste Thema der letzten Jahre war die Umgestaltung des Gersthofer Platzls. Diese Frage sei jetzt abgeschlossen, sagt Trinko. Nicht in allen Bereichen so, wie die Währinger SPÖ sich das vorgestellt habe. Aber jetzt werde gebaut, weitere Diskussionen seien sinnlos. Und dabei werde ja auch ein wichtiges Projekt der Sozialdemokraten umgesetzt: Die Autobuslinie 42A soll ab Sommer 2022 über die neue Route Simonygasse-Gersthofer Straße bis zum Gersthofer Platzl geführt werden. Für die nächsten Jahre hat Trinko eine ganze Reihe von Projekten und er hofft, sie gemeinsam mit den anderen Fraktionen umsetzen zu können – die Gesprächsbasis zu den anderen Clubvorsitzenden sei gut.

Das beginnt bei relativ einfachen Dingen wie einer zusätzlichen Beleuchtung des Skaterbereichs im Währingerpark und einer neuen Hundezone am Währinger Gürtel und reicht zu größeren Projekten wie einer möglichen Umgestaltung im Bereich der Kalvarienberggasse: Der 17. Bezirk plant hier eine Begegnungszone – dabei könne man über die Teschnergasse eine direkte Verbindung zum neu gestalteten Johann-Nepomuk-Voglplatz schaffen.

Michael Trinko bei der Angelobung

Verkehrspolitik für die, die keine laute Stimme haben

Bei Verkehrsthemen hat der neue Clubvorsitzende eine klare Position: Das Lebensumfeld der Menschen, die im dicht besiedelten Teil des Bezirks nahe des Gürtels wohnen, muss verbessert werden. Diesen Menschen, die sich nicht so laut bemerkbar machen können, will er eine Stimme geben. Denn wer in Pötzleinsdorf wohne und dort einen eigenen Pool im Garten habe, sei vom Klimawandel weniger betroffen. Trinko überlegt auch, ein Projekt aus seiner Arbeit in die Bezirkspolitik einzubringen. In Währing gibt es viele mittelständische Unternehmen und viele Schulen. Was liegt näher als die beiden Seiten zusammenzubringen – als Experte für Lehrlingsausbildung, der auch ein Buch zum Thema geschrieben hat, würden ihm hier einige Dinge einfallen.

Nach der Pandemie: Sportlicher Wettkampf statt politischem Streit

Für die Zeit nach der Pandemie hat Trinko einen Vorschlag: Ein gemeinsames Turnier aller Fraktionen des Bezirksparlaments auf der neuen Boule-Bahn im Währinger Park. Bei politischen Themen seien die Abgeordneten oft nicht einer Meinung. Aber es gehe ihnen doch allen darum, Währing in eine gute Richtung zu entwickeln.

Kontakt zur Währinger SPÖ finden Sie auf ihrer Homepage, per Mail an wien.waehring@spoe.at oder telefonisch unter +43 1 53427-1180

Die Währinger Bezirksvertretung besteht aus vierzig Abgeordneten, die größte Fraktion stellen die Grünen. „Unser Währing“ hat sich nach der Wahl im Herbst angeschaut, welche Parteien in welchen Bezirksteilen gewonnen und verloren haben, die genaue Analyse finden Sie hier.

Photos: BV18, Unser-Währing.at