Semmelkarussell: Stop für Lebensmittelverschwendung

Foodsharing Semmelkarussell Lea Maria Gold Günter Prugner

In der Semmelweisklinik werden Lebensmittel vor dem Wegwerfen gerettet und dann geteilt, der Kühlschrank ist öffentlich zugänglich. Wir haben uns das Konzept der Foodsharing-Gruppe „Semmelkarussell“ angeschaut.

Immer mehr Menschen können sich Essen nicht mehr leisten

Es sei ihr ein Herzensanliegen dass Lebensmittel nicht einfach weggeworfen werden, erzählt Lea Maria Gold. Vor allem, wenn gleichzeitig immer mehr Menschen sich das Essen nicht mehr leisten können. Das Konzept dahinter heißt „Foodsharing“: Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist, werden von den Geschäften abgeholt und dann öffentlich zugänglich gemacht. In Wien gibt es derzeit knapp zwei Dutzend solcher Stellen, in Währing allerdings schon seit längerer Zeit keine mehr.

Foodsharing Semmelkarussell

Öffentlich zugänglicher Kühlschrank

Aufgestellt ist der Kühlschrank des „Semmelkarussels“ beim Kulturzentrum in der ehemaligen Semmelweisklinik in der Hockegasse 37, auf der überdachten Rampe hinter dem Haus Nr. 4 im Außenbereich.

Einen Überblick über das Projekt und alle Standorte gibt es auf der Homepage: www.foodsharing.at

Angebot für Leute in der Nachbarschaft

Seit sie in die Semmelweisklink eingezogen sei, habe sie das halbe Haus mit Lebensmitteln aus anderen Foodsharing-Stellen versorgt, erzählt Gold, die dort ein Atelier für Malerei und Schmuckdesign hat. Deshalb sei die Idee aufgekommen einen eigenen Kühlschrank aufzustellen, einen sogenannten „Fairteiler“, den auch die Leute aus der weiteren Nachbarschaft nutzen können. Mehrere Jahre gab es einen solchen Verteilpunkt im „Tüwi“ bei der BOKU. Während der Pandemie vor zwei Jahren wurde der Kühlschrank dort allerdings abgebaut.

Foodsharing Lea Maria Gold Günter Prugner

Semmelkarussell: Vor allem Brot und Gebäck

Befüllt wird der Fairteiler auf zwei Arten: Wer Lebensmittel übrig hat, kann sie vorbeibringen und in den Kühlschrank stellen. Deutlich mehr Lebensmittel kommen aber von verschiedenen Geschäften. Mitglieder der Gruppe holen sie dort ab und bringen sie in die öffentlich zugänglichen Kühlschränke. Vereinbarungen dazu gibt es zum Beispiel mit dem „Backwerk“, Standlern am Kutschkermarkt und verschiedenen Geschäften. Bisher waren fast 90% der geretteten Lebensmittel Brot und Gebäck – daher auch der Name „Semmelkarussell“

Um die Abholung bei den Märkten übernehmen zu können, muss man sich vorher anmelden und auf der Homepage registrieren. Lebensmittel aus dem Kühlschrank kann sich aber jeder holen, der sie braucht.

Strenge Regeln für die Hygiene

Wichtig sei es, dass der Kühlschrank immer ordentlich und sauber sei sagt Gold. Dabei könne sie auch gut Unterstützung gebrauchen – den Kontakt zu ihr bekommt man über das Team der Semmelweisklinik. Mit einem eigenen WLAN-Thermometer werde geprüft, dass die Temperatur konstant bleibt, das sei eine Anforderung des Marktamtes. Leicht verderbliche Güter wie Fleisch oder Milchprodukte dürfen nicht abgeholt werden, es geht also vor allem um Brot und Gemüse. Und da könne man sich auf den gesunden Hausverstand verlassen um zu prüfen, ob die Lebensmittel noch essbar sind: Anschauen, Riechen, Schmecken. Dann sei schnell klar ob alles in Ordnung ist, auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten ist. Denn für das Wegschmeißen seien Lebensmittel einfach zu schade.

Organisatorisch wird das „Semmelkarussell“ auch von der Agenda Währing unterstützt.


Mehr zum Kulturzentrum Semmelweisklinik:

Semmelweisklinik wird zum Kulturzentrum

Semmelweisklinik sucht Unterstützung

Die frühere Semmelweisklinik lebt auf

Photos: Semmelweisklinik, Agenda Währing