Rettung für die Pötzleinsdorfer Allee

Mühlbacher, Nossek, Trinko in der Pötzleinsdorfer Allee

In den nächsten zwei Jahren sanieren Bezirk und Stadt die Pötzleinsdorfer Allee, um das Überleben der Bäume zu sichern. Außerdem kommt ein neuer Radweg vom Schloßpark bis zur Erndtgasse. Der Plan wird von SPÖ, NEOS und Grünen unterstützt. Wir haben uns die Strecke gemeinsam mit Bezirksvorsteherin Silvia Nossek angeschaut.

Frischluftschneise ist bedroht

Die Warnungen der zuständigen Abteilung des Magistrat wurden seit Jahren immer dringlicher: Der Zustand der Bäume in der Pötzleinsdorfer Allee werde immer schlechter. Ohne drastische Maßnahmen sei die mehr als 200 Jahre alte Allee nicht zu retten. Ein historisches Naturdenkmal und eine wichtige Frischluftschneise für ganz Wien wären damit unwiederbringlich verloren. Im kommenden Frühling starten die Sanierungsarbeiten, dauern werden sie insgesamt zwei Jahre lang. Aufwand und Kosten sind enorm, es ist das aktuell größte Projekt im Bezirk. „Unser Währing“ hat sich gemeinsam mit Bezirksvorsteherin Silvia Nossek angeschaut, wie die Allee und der neue Radweg nach der Umgestaltung aussehen werden.

Bäume beschädigt, Boden verdichtet, Öl fließt ins Erdreich

Ein Spaziergang durch die Pötzleinsdorfer Allee zeigt sofort den schlechten Zustand der Bäume: Auf der Höhe von Stoßstange und Anhängerkupplung ist die Rinde vieler Bäume verletzt. Autos stehen direkt auf Wurzeln und beschädigen sie dadurch. Und weil seit vielen Jahren tonnenschwere Autos die Erde niederdrücken und verdichten, fällt es den Bäumen immer schwerer, Wasser aufzunehmen. In den letzten Jahren gab es auch immer wieder Probleme, weil Öl in die Baumscheiben geflossen ist: Auch beim Lokalaugenschein von „Unser Währing“ finden wir eine Stelle, an der Öl über den Asphalt langsam in den Boden sickert.

Die meisten Parkplätze sind gar keine

Fast alle Autos, die heute zwischen den Bäumen in der Pötzleinsdorfer Allee parken, stehen dort illegal. Der Platz zwischen den Bäumen ist entweder als Grünfläche oder als Gehsteig ausgewiesen, aber nicht als Parkplatz. Strafmandate werden nur deshalb nicht ausgestellt, weil es bisher keine gute alternative Lösung gibt. Das soll sich nach dem Umbau ändern. Dort wo es ausreichend Platz gibt, wird der Parkstreifen um einen halben Meter in Richtung Fahrbahn verlegt, zeigt Silvia Nossek. Der Grünstreifen wird dadurch breiter und Radler sind auf jeden Fall außerhalb der „Dooring“-Zone.

Das Projekt wird von der SPÖ, den NEOS und den Grünen unterstützt. Bei der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung im Dezember bringen die drei Parteien gemeinsam den entsprechenden Antrag ein. Er freue sich, dass es eine gemeinsame Lösung zu Rettung der Bäume gibt, sagt SPÖ-Clubobmann Michael Trinko. Die Pötzleinsdorfer Allee entwickle sich so zu einem Vorzeigeprojekt, ergänzt Johannes Mühlbacher von den NEOS.

Jeder vierte Baum ist in den letzten Jahren gestorben

Die Allee zum Schloß Pötzleinsdorf wurde vor über 200 Jahren angelegt. 107 Linden säumen die Straße, viele davon sind mehr als hundert Jahre alt. Doch die Belastung der letzten Jahre hat den Bäumen zugesetzt. Seit der Jahrtausendwende musste jeder vierte Baum gefällt und neu gepflanzt werden. Damit die alten Bäume überleben und neue Bäume anwachsen können, muss das Erdreich händisch aufgelockert werden – eine sehr aufwändige Arbeit. Dann wird neues Erdreich hinzugefügt und die Oberfläche so gestaltet, dass parkende Autos den Bäumen nicht schaden können.

Weniger Verkehrslärm für die Anrainer der Pötzleinsdorfer Allee

Weil die Autos künftig weiter in der Mitte der Straße parken, wird auch die Fahrspur schmäler. Dadurch verlegt sich der Verkehr vom gepflasterten Bereich auf die Schienen. Das ist deutlich leiser und bedeutet weniger Lärm für die AnrainerInnen.


Vier Meter breiter Geh- und Radweg

Die Sanierung der Bäume beginnt im nächsten Frühjahr und wird zwei Jahre dauern. Zuerst kommen die Bäume auf der Südseite dran, also stadtauswärts gesehen auf der linken Seite. Dort entsteht zwischen Scheibenbergstraße und dem Schloßpark außerdem ein durchgängiger Geh- und Radweg, der vier Meter breit ist. Die Haltestelle des 41er bei der Scheibenbergstraße wird dabei etwas in Richtung Straße verlegt.

Der Geh- und Radweg sollte im Herbst 2022 fertig sein, im Jahr 2023 folgt die Sanierung der Nordseite.

Ausstellung „Klimafitte Pötzleinsdorfer Straße“ im Amtshaus Währing: 17.1.-4.2.2022, Mo-Fr 8.00-15.00 Uhr, und Do bis 17.00 Uhr.

An folgenden Abend gibt es außerdem die Möglichkeit, Fragen mit ExpertInnen zu besprechen:

18.01., 25.01., 27.01., 01.02.2022 – jeweils von 17.00-20.00 Uhr.

Begehungen vor Ort: 18.2. und 4.3. 2022 Anmeldung: post(a)bv18.wien.gv.at oder +43 1 4000 18117

Baulich getrennter Radweg bis zur Erndtgasse

Ab der Scheibenbergstraße stadteinwärts wird der Radweg baulich getrennt errichtet, und zwar auf der Südseite – stadtauswärts gesehen also links. Geplant ist ein Zwei-Richtungs-Radweg. Auf der anderen Straßenseite stadtauswärts gibt es keine größeren Veränderungen.

Der Radweg beginnt vor der Bäckerei Linsbicher: Das jetzige Platzl wird umgebaut und barrierefrei gestaltet, dabei ist auch ein größerer Schanigarten für die Bäckerei vorgesehen.


Gehsteig – Radweg – Grünstreifen – Fahrbahn

Am „Billa“ vorbei verläuft der Radweg neben der Straße, hier gibt es eine eigene Lösung für den Zulieferverkehr zum Supermarkt. Bei der Gersthofer Straße 137 verschwenkt der Radweg dann auf die Innenseite der Bäume und bleibt dort bis zur Erndtgasse. Ab hier sieht die Straße also so aus: Fahrbahn – Parkpätze (wo möglich), Grünstreifen, Radweg, Gehweg.


Parkplätze werden legalisiert

Im Bereich der Gersthofer Straße werden die Parkplätze für Autos so markiert, wie es der Straßenverordnung entspricht. An vielen Stellen werden die Autos zur Zeit quer zur Fahrtrichtung abgestellt und stehen damit eigentlich am Gehsteig. Nach dem Umbau wird es an den meisten Stellen Längs-Parkplätze geben. Das ist eigentlich auch jetzt so, wurde bisher aber nicht vollzogen.


Granitpflasterung vor Kapelle

Oberhalb von der Johannes-Nepomuk-Kapelle werden die Stufen entfernt. Damit erfüllt der Bezirk einen lange existierenden Wunsch aus der Nachbarschaft, erzählt Silvia Nossek. Auch an den Pflastersteinen gibt es seit vielen Jahren Kritik: Menschen mit Gehbehinderung oder einem Rollator kommen hier nur schwer voran. Stattdessen wird in diesem Bereich eine Pflasterung mit hellen Granitsteinen verlegt. Die Baumscheiben werden in Richtung Straße vergrößert.


Längsparker statt Schrägparker

Auch vor dem Spar sind die Parkplätze derzeit eigentlich längs zur Fahrtrichtung ausgewiesen. Dass quer geparkt wird, entspricht nicht den Vorgaben – viele Autos und vor allem Lieferwägen ragen weit über die Gehsteigkante. Auch hier werden die Parkplätze in Richtung Straßenmitte verlegt, davor verlaufen Radweg und Gehsteig.


Neues Grätzlzentrum bei der Erndtgasse

Vor den Häusern Gersthofer Straße 115-117 entsteht ein neues Grätzlzentrum. Die Rechtsabbiegespur wird aufgelassen, weil die Erndtgasse hier künftig als Einbahn geführt wird (siehe unten). Die Parkplätze werden dafür auf die bisherige Abbiegespur verlegt. An ihrer Stelle werden sechs neue Bäume gepflanzt. Gemeinsam mit dem Platz bei der Straßenstation Erndtgasse, die bereits früher umgestaltet wurde, gibt es hier viel freien Platz. Geplant sind neue Sitzgelegenheiten und ein Trinkbrunnen.


Nossek Erndtgasse

Radroute über Erndtgasse und Hockegasse

Beim neuen Grätzlzentrum endet der Radweg und auch der geplante Umbau. Die Radroute verläuft dann über die Erndtgasse und die Hockegasse bis zur Alsegger Straße und von dort weiter entweder in Richtung Innenstadt oder über die Hasenauerstraße in Richtung Döbling. Die Erndtgasse wird in diesem Bereich zur Einbahn in Richtung Gersthofer Straße umgewandelt.

Die Sanierung der Baumstandorte in der Pötzleinsdorfer Allee wird zwei Jahre dauern und voraussichtlich 1,3 Millionen Euro kosten. 60% davon übernimmt die Stadt, Mobilitäts-Stadträtin Ulli Sima von der SPÖ hat ihre Zustimmung bereits angekündigt. Die Kosten für den neuen Radweg trägt zur Gänze die Stadt.

Photos: Müller-Schinwald, BV18/Baubinder