Mobilität in einer moderne Stadt

Martin Rotter - Mobilitätskommission

Der öffentliche Raum in Währing soll kinder- und altenfit sein, sagt der Vorsitzende der Mobilitäts-Kommission Martin Rotter. Dafür will er alte Denkmuster auch einmal über Bord werfen.

Der Bezirk hat eine zweites Tempomessgerät angeschafft

Die mobile Tempo-Messanlage hat Martin Rotter zuletzt am meisten beschäftigt. Nach der letzten Wahl hat der Bezirk ein zweites Messgerät angeschafft, das AutofahrerInnen signalisiert, ob sie zu schnell unterwegs sind. Die Geräte wechseln zwischen verschiedenen Standorten des Bezirks. Und Rotter koordiniert, wo sie aufgestellt werden. Anfragen dafür gibt es sehr viele, erzählt im Gespräch mit „Unser Währing“.

Wermutstropfen: Die Geräte messen die Geschwindigkeit und zeigen sie auf einem großen Display an, Strafen gibt es allerdings keine. Der Bezirk habe hier leider keine Kompetenzen, für Geldstrafen ist die Polizei zuständig. Der Städte- und der Gemeindebund wünschen sich hier schon länger mehr Mitspracherecht – damit die Geschwindigkeiten nicht nur kontrolliert sondern Schnellfahrer auch konsequent bestraft werden.

Autoverkehr spielt in manchen Bereichen eine wichtige Rolle

Mit einem Mythos will Rotter gleich zu Beginn aufräumen: Er ist kein Autohasser und hat selbst schon mit 18 Jahren seine Führerscheinprüfung abgelegt. Als gebürtiger Vorarlberger wisse er, dass der Autoverkehr am Land und in kleinen Dörfern weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Gerade während der Pandemie war er selbst wieder öfter mit dem Auto unterwegs. Der motorisierte Individualverkehr, bei dem jeder Haushalt sein eigenes Auto besitzt und im Wohnumfeld abstellt, sei aber kein Modell für eine moderne Stadt.

Verkehr kinder- und altenfit machen

Verkehr soll so gestaltet sein, dass Kinder sicher und selbstständig in die Schule gehen können. Der öffentliche Raum soll so gestaltet sein, dass auch SeniorInnen ihre Alltagswege ohne Hilfe erledigen und auf diese Weise mobil bleiben können. Und die Pläne der Stadt für das Hauptradwegnetz sollen konsequent umgesetzt werden. Das sind drei der Ziele, die der Informatiker in Währing verfolgt. In den letzten Jahrzehnten sei der Autoverkehr immer im Mittelpunkt gestanden. Jetzt sei es Zeit, dieses Denkmuster in Frage zu stellen.

Parkpickerl nutzt besonders den AutobesitzerInnen

Bei Verkehrsfragen sei es falsch, immer nur schwarz/weiß zu denken, also ob Maßnahmen gut oder schlecht für den Autoverkehr sind. Als Beispiel nennt er das Parkpickerl, das seit 2016 gilt. Dadurch gibt es Platz für breitere Gehsteige, Parklets und Radabstellplätze. Auch die Straßenbahnen werden weniger oft blockiert. Die eigentlichen Gewinner seien aber die BesitzerInnen von Autos: Seit 2016 finden sie viel einfacher einen Parkplatz vor der Haustür, die Parkplatzsuche dauert kürzer und das Parkpickerl ist auch wesentlich günstiger als ein privater Stellplatz oder der Platz in einer Tiefgarage. Als anderes Beispiel nennt er den Umbau des Gersthofer Platzls, den vielen Autofahrer stark kritisiert haben: Auch nach dem Umbau habe der motorisierte Individualverkehr noch immer deutlich mehr Platz als die anderen Verkehrsarten.

Gemeinsam Lösungen für Verkehrsprobleme finden

Als Vorsitzender der Mobilitäts-Kommission sieht sich Rotter vor allem als Vermittler. In der Kommission werden konkrete Fragen aus dem Bezirk besprochen und nach Lösungen gesucht: Schlecht sichtbare Verkehrszeichen, unübersichtliche Kreuzungen und so weiter. Bei größeren Fragen lädt er ExpertInnen in die Sitzungen ein, zum Beispiel von den Wiener Linien oder dem Verkehrsclub Österreich VCÖ. In den letzten Jahren bringen sich auch die anderen Fraktionen stärker konstruktiv mit Vorschlägen ein, erzählt Rotter. Das sei manchmal zeitraubend, der Aufwand zahle sich aber aus. Unterschiedliche Positionen müsse man eben ausdiskutierten, um zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen.

Kutschkermarkt - Schulgasse

Aktuelles Beispiel ist die Schulgasse im Bereich des Kutschkermarktes. An den Wochenende sei hier sehr viel los, viele MarktbesucherInnen würden versuchen, mit dem Auto möglichst nah am Markt zu parken, egal ob es einen Parkplatz gibt oder nicht. Dadurch gebe es hier viele Probleme und immer wieder gefährliche Situationen. An einer Lösung dafür wird derzeit gearbeitet.

Durchzugsverkehr soll flüssig fließen, Verkehrsberuhigung in Wohngebieten

Langfristig, wünscht sich Rotter, soll der Verkehr in der Stadt anders organisiert sein. Der Durchzugsverkehr soll sich auf die Hauptverkehrsachsen konzentrieren. Hier soll der Verkehr ohne Hindernisse möglichst ungestört fließen können, etwa durch die Auflassung von Parkplätzen. Nebenstraßen und Wohngebiete sollen hingegen verkehrsberuhigt werden, dort soll flächendeckend Tempo-30 gelten, sogenannte „Schleichwege“ sollen durch das Umdrehen von Einbahnen konsequent beseitigt werden – gerade im Kreuzgassenviertel sieht er in einigen Straßen mit Handlungsbedarf. Als Vorbild nennt Martin Rotter Kopenhagen. Bis der Verkehr in Währing ähnlich fließen wird wie in der dänischen Hauptstadt wird es wohl noch einige Zeit dauern.

Kontakt: martin.rotter(a)gruene.at

Veit-Ruhsmann-Nowy-Schwarz

Beauftragte für den BürgerInnenkontakt in Währing

Um den Bürgerinnen und Bürgern den Kontakt zur Bezirksvertretung zu vereinfachen, wurden Beauftrage für verschiedene Themen eingesetzt. Barbara Ruhsmann ist neue Senioren-Beauftragte, Jakob Veit ist Ansprechpartner für Suchtfragen, Bernardo Novy ist Jugendbeauftragter und Guido Schwarz Nahversorgungsbeauftragter.

Photos: Müller-Schinwald, MBA18/Baubinder