Marcel Kneuer: Die Veränderung der Welt beginnt in Währing

Marcel Kneuer
Marcel Kneuer

Seit mehr als 30 Jahren sitzt Marcel Kneuer in der Währinger Bezirksvertretung. Im Gespräch mit „Unser Währing“ erzählt der Clubobmann der Grünen und Vorsitzender des Finanz-Aussschusses, was er in den nächsten Jahren vorhat.

Mit dem Umbau des Gersthofer Platzl ist ein großes Ziel erreicht

Viele Politiker wollen die Welt verändern. Marcel Kneuer hat damit dort begonnen, wo er unmittelbar etwas erreichen kann: Im Bezirk in dem er auf die Welt gekommen ist. 1991 wurde Kneuer das erste Mal als Bezirksrat angelobt. Seither hat sich in Währing viel verändert, auch durch seine Arbeit. Im Vorjahr konnte er endlich eines der Themen abhaken, das ihn sein ganzes bisheriges politisches Leben begleitet hat: Die Umgestaltung des Gersthofer Platzls, auf dem jetzt mehr Platz für FußgängerInnen und Öffi-Benutzer ist. Gut Ding braucht eben Weile und manchmal einen langen politischen Atem.

Kneuer ist in Währing aufgewachsen, hat sich hier in der Jungschar und der katholischen Kirche engagiert, Mitte der 1980er war er dann einer der Gründer der Bezirksgruppe der Grünen. Während des Studiums ist er in den 14. Bezirk übersiedelt, seine Eltern wohnen weiterhin in Pötzleinsdorf. Wegen des guten Teams sei er in Währing aktiv geblieben, erzählt er, und der Erfolg gibt im Recht: Seit 1991 haben die Grünen bei jeder einzelnen Wahl zulegen können, seit 2015 stellen sie die größte Fraktion und damit die Bezirksvorsteherin.

Clubobmann der Grünen und Vorsitzender im Finanzausschuß

In der Bezirksvertretung ist Kneuer Vorsitzender des Finanzausschusses. In dieser Funktion bereitet er gemeinsam mit Bezirksvorsteherin Silvia Nossek das Währinger Budget vor – eine durchaus komplexe Angelegenheit. Insgesamt liegt der Voranschlag für das heurige Jahr bei 7.648.400.- Euro. Tatsächlich ist ein Teil dieses Geldes aber durch die Stadtverfassung fix verplant, etwa für die Erhaltung der Volks- und Mittelschulen oder den Straßenbau. Auf der anderen Seite hat Währing in den letzten Jahren sehr erfolgreich zusätzliche Mittel aus dem Budget der Stadt Wien und Förderungen der EU lukrieren können, zum Beispiel für den Umbau des Johann-Nepomuk-Vogl-Marktes oder die anstehende Sanierung der Pötzleinsdorfer Allee. Dieses Geld fließt direkt in den Bezirk, erscheint aber nicht im Bezirksbudget.

Außerdem ist er Clubobmann der Grünen Fraktion. Ein besonderes Anliegen ist ihm dabei die Information der Bevölkerung. Noch in den 1990ern hat er das „Währinger Blattl“ mitbegründet, das regelmäßig an Haushalte im Bezirk verschickt wird. Und gemeinsam mit Bezirksrätin Raphaela Veit nimmt er regelmäßig den Podcast „Das Grüne Währing auf“, in dem die beiden aktuelle Themen der Bezirkspolitik besprechen. Auch beruflich beschäftigt sich Kneuer damit, wie man Nachrichten unter die Leute bringt. Die Firma des akademisch geprüften PR-Beraters bietet Kommunikations- und IT-Dienstleistungen an. Ehrenamtlich ist er außerdem bei der Katholischen Aktion aktiv.

Klimagerechtigkeit voranbringen

Kneuer hat sich schon für Klimathemen eingesetzt, als von Fridays-for-Future noch keine Rede war. Ganz wichtig ist ihm die Radinfrastruktur im Bezirk zu verbessern: Zusätzliche Radwege und Radrouten, Entschärfen von Unfall-Hotspots, Öffnung von Einbahnen. Da es im Bezirk keine eigene Fahrrad-Zählstelle gibt, lässt sich der Erfolg dieser Politik kaum in Zahlen messen. Bei seinen Wegen im Bezirk merke er aber, dass immer mehr Menschen zu jeder Jahreszeit ihre Wege mit dem Rad erledigen. Gerade im Vergleich mit den direkten Nachbarbezirken sei das alles andere als selbstverständlich.

Das zweite wichtige Anliegen sind Bäume im öffentlichen Raum. Wo immer es geht, sollen zusätzliche Bäume gepflanzt und bestehende Baumstandorte saniert werden. Vor 2015 sei den Parkplätzen alles andere untergeordnet worden. Seit der Einführung des Parkpickerls habe es hier eine Kehrtwende gegeben. Bäume seien jetzt wichtiger als Autoabstellplätze.

WählerInnen belohnen konstruktive Haltung

Marcel Kneuer mit Fahrrad

Dabei lässt sich Kneuer auch von Niederlagen nicht einschüchtern. Zwei Mal wurde die Einführung des Parkpickerls im Bezirk bei Bürgerbefragungen abgelehnt. Befragungen, die in dieser Form in der Stadtverfassung übrigens nicht vorgesehen und was echte Mitbestimmung angeht mehr als fragwürdig sind. Schon damals habe er gewusst: Die Abstimmung haben wir verloren, die Wahl werden wir dafür gewinnen. Mit einer sehr deutlichen Mehrheit hat die Bezirksvertretung nach 2015 dann auch die Einführung der Parkraumbewirtschaftung beschlossen.

Und dieser Einsatz für den Bezirk ist auch bei der letzten Wahl im Herbst 2020 honoriert worden. Die Grünen konnten mehr als zehn Prozentpunkte auf 38,7% zulegen und sind damit mit deutlichem Abstand die größte Fraktion. Die letzten beiden Jahre vor der Wahl waren geprägt von parteipolitischem Hickhack und Streitereien. Das habe sich inzwischen geändert, sagt Kneuer. Einige andere Parteien hätten bemerkt, dass konstruktive Arbeit an der Wahlurne belohnt, Blockadepolitik hingegen bestraft wird. Wie sich das bei der nächsten Wahl auswirken wird, müsse man abwarten. Für die Entwicklung des Bezirks sei es auf jeden Fall von Vorteil.

Das größte Projekt der nächsten Jahre ist die Sanierung der Pötzleinsdorfer Allee und der Bau eines Radweges in der Gersthofer Straße – das sei bereits auf Schiene. Außerdem sollen die Lücken zwischen den bestehenden Radrouten geschlossen werden, in Innerwähring gebe es hier noch Handlungsbedarf. Und wo immer es möglich ist, sollen neue Bäume gepflanzt werden. Um die Welt zu verändern, muss man manchmal klein anfangen. Und in Währing gibt es noch mehr als genug zu tun.

Kneuer, Zöchling, Jelem, Rotter, Veit

Ausschüsse der Bezirksvertretung

Um Themen inhaltlich vorzubereiten und zu diskutieren hat die Bezirksvertretung fünf Ausschüsse und Kommissionen eingerichtet. Von links oben nach rechts unten:

Ingrid Jelem leitet den Umwelt-Ausschuss, Martin Rotter die Mobilitäts-Komission, Marcel Kneuer den Finanz-Ausschuss, Raphaela Veit die Bezirksentwicklungs-Komission und Robert Zöchling den Bau-Ausschuss.

Bilder: Astrid Knie, MBA18/Baubinder, Müller-Schinwald