Kubatur: Ein neues Zimmer ohne Umbau

Agathe Descamps Kubatur

Ein Stockbett, das zugleich Raumteiler und Schrank ist – das ist das Konzept von Kubatur. Ein Möbelstück zaubert aus einem Raum zwei getrennte Kinderzimmer. Ausgedacht hat sich das Konzept die in Währing wohnende Französin Agathe Descamps.

Mehr Platz im Kinderzimmer

Die Idee kam, als ihr zweites Kind auf die Welt gekommen ist. Gemeinsam mit ihrem Mann wohnt Agathe Descamps in einer Dreizimmer-Wohnung beim Johann-Nepomuk-Vogl-Platz. Umziehen, damit jedes Kind ein eigenes Zimmer bekommen kann, wollte die Familie nicht. Und weil der Platz am Boden beschränkt war, baute die Familie nach oben, um die Höhe ihres Altbaus auszunützen.

Mit einem Möbelstück zum neuen Zimmer

Herausgekommen ist die Kubatur: Ein Möbelstück, das quasi ein zusätzliches Zimmer schafft, ohne dass die Wohnung umgebaut werden muss. Das sei optimal für Mieter: Boden und Wände müssen nicht angebohrt werden, es gibt auch keine Probleme mit der Statik. Bei einem eventuellen Auszug lässt sich die Kubatur zerlegen und mitnehmen. Und wenn die Kinder groß genug sind um auszuziehen, kann die Kubatur einfach entfernt, verkauft, verschenkt oder auf andere Weise weitergegeben werden.

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Vom Diplom-Werkstück zum Produkt

Descamps hat es vor 15 Jahren eher zufällig aus Paris nach Wien verschlagen. Und es hat ihr in der Stadt und speziell im Kreuzgassenviertel so gut gefallen, dass sie seit damals hier geblieben ist. Ursprünglich kommt sie aus dem Theaterbereich. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes hat sie dann eine Weiterbildung beim Kolleg für Innenarchitektur und Möbelbau in Mödling gemacht. Das Konzept des Stockbetts = Trennwand = Kasten war dort ihre Abschlussarbeit.

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Prototyp im eigenen Kinderzimmer

Während der Pandemie hat sie das Konzept weiterentwickelt, inzwischen sind schon mehrere Kubaturen im Einsatz oder in Vorbereitung. Der Prototyp, der auch das Ansichtsexemplar ist, steht in ihrer eigenen Wohnung. Ihre Kinder seien die Testpersonen, erzählt sie beim Treffen mit „Unser Währing“, und die seien damit sehr zufrieden.

Jede „Kubatur“ ist eine Einzelanfertigung

Bei Kundenanfragen komme sie als erstes in der Wohnung vorbei um genau Maß zu nehmen und die Vorstellungen und Bedürfnisse zu besprechen. Daraus entwickle sie einen Plan und einen Kostenvoranschlag. Wenn alles passt, geht der Auftrag weiter an eine Tischlerei in Niederösterreich. Der Bau dauere etwa 12 Wochen, das Aufstellen in der Wohnung dann etwa zwei Tage.

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Billiger als Umzug in größere Wohnung

Ob eine Kubatur in ein Zimmer passt, hängt vor allem von der Größe ab. Die Mindestlänge eines Zimmers liegt bei 2,90 Metern. Optimal seien Zimmer mit zwei oder mehr Fenstern, damit beide Kinder genügend Licht bekommen. Möglich sei es aber auch mit nur einem Fenster. Der Bau einer Kubatur ist nicht billig, sagt Descamps. Es sei aber auf jeden Fall billiger als ein Umzug in eine größere Wohnung – ganz abgesehen davon, dass Vier-Zimmer-Wohnungen in Wien schwer zu finden seien.

Kinder sind begeistert über ihre neuen Zimmer

Jedes Stück ist eine Einzelanfertigung, Farbe und Unterteilung können individuell gestaltet werden. Aus Gewichtsgründen verwendet sie dafür Fichtenholz. Untergebracht werden können Kubaturen in Altbauten und auch in Neubauten. Das Interesse an den Zauberzimmern aus Währing ist auf jeden Fall groß. Es gebe viele positive Rückmeldungen. Und am wichtigsten: Die Kinder, die auf diese Weise einen eigenen abgetrennten Bereich bekommen, seien von ihren neuen Zimmern sehr begeistert.

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Alle Informationen und Kontaktdaten gibt es auf der Homepage:

www.kubatur.net

Photos: Müller-Schinwald, Chris Sauper und Komplizen