Norbert Kaiser-Ladinig: Eine Orgel ist wie ein ganzes Orchester

Norbert Kaiser-Ladinig

In Währing ist er vor allem durch seine politische Arbeit bekannt, im Juni wird er auch sein künstlerischeres Talent unter Beweis stellen. Wir haben Norbert Kaiser-Ladinig zum Gespräch über Orgelmusik und den Vorsitz der Queer-SPÖ im Bezirk getroffen.

Ein Instrument wie ein ganzes Orchester

Fragt man Norbert Kaiser-Ladinig was für ihn das Besondere an der Orgel ist, macht er erst eine kurze Nachdenkpause. Und dann sprudelt es förmlich aus ihm heraus: Kein Instrument sei so vielfältig und so vielseitig. Eine Orgel könne wie eine Flöte klingen, wie ein Fagott oder Trompeten. Je nachdem welche Register eingesetzt werden, klinge sie härter oder weicher. Mit anderen Worten: Auf einer Orgel könne man einfach alles spielen, sie sei die Königin der Instrumente. Diese große Vielfalt will er beim Konzert am 15. Juni demonstrieren, mit einem Bogen über Orgelmusik der letzten 500 Jahre.

Organist und Aktivist

Begonnen hat Kaiser-Ladinig seine Musikerkarriere schon früh, wenn auch eher widerwillig. Seine Mutter habe ihn als sechsjährigen mehr oder weniger gezwungen Klavierunterricht zu nehmen erzählt er beim Treffen mit „Unser Währing.at“. Erst im Internat habe er sich dann wirklich für Musik begeistern können. Nach der Schule studierte er am Wiener Konservatorium, der heutigen Musik- und Kunstuniversität MUK. Nach mehreren Jahren als Musiklehrer im Waldviertel ist er seit 2007 als Organist in der Pfarre Grinzing angestellt.

Seit mehreren Jahren engagiert er sich außerdem bei der SPÖ. Die aktuellen Entwicklungen und Entscheidungen auf Bundesebene beobachtet er natürlich mit großem Interesse. Noch wichtiger und findet er aber die Arbeit im Bezirk: Hier könne er mit Freunden und Kollegen zusammenarbeiten und Dinge umsetzen. 2019 gründete er mit seinem inzwischen verstorbenen Ehemann Peter Kaiser-Ladinig die Themeninitiative „Queer-SPÖ Währing“ um für die Recht von homosexuellen Menschen einzutreten und die Sichtbarkeit und die Gleichstellung von homosexuellen Menschen zu verbessern.

Norbert Kaiser-Ladinig

Das Orgelkonzert mit Norbert Kaiser-Ladinig findet am Donnerstag, 15. Juni, in der Pfarrkirche St. Gertrud statt. Organisiert wird es von der Kulturinitiative Währing.

Beginn: 19.00 Uhr

Alle Informationen finden Sie in unserem Währing-Kalender.

Norbert Kaiser-Ladinig zeigt fünf Jahrhunderte Orgelmusik

Sein Auftritt in der Gertrud-Kirche am Kutschkermarkt soll kein statisches Konzert sein, erklärt Kaiser-Ladinig. Er wolle zeigen, welche Klangvielfalt das Instrument bietet und werde vor jedem Musikstück erklären, welche Register der Orgel dabei zum Einsatz kommen. Das Programm beginne im 15. Jahrhundert mit einem Stück des Salzburger Komponisten Paul Hofhaimer, der auch Hoforganist von Kaiser Friedrich III. war. Es reicht über Stücke von Buxtehude und Scarlatti bis ins 19. Jahrhundert mit Chauvet und Boellmann. Das 20. und 21. Jahrhundert ergänzt Norbert Kaiser-Ladinig dann mit eigenen Improvisationen. Ganz sicher mit dabei wird seine Version von „Somewhere over the Rainbow“, passend zum aktuellen „Pride Month“.

Erinnern an die für homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus

Politisch arbeitet Kaiser-Ladinig bereits am nächsten Projekt. Unter der Nationalsozialistischen Herrschaft wurden nicht nur Juden und Angehörige anderer Minderheiten ermordet, sondern auch tausende homosexuelle Männer und Frauen. Das war bereits Thema einer Lesung, die die „Queer SPÖ Währing“ im Frühjahr organisiert hat. In langwieriger Archivarbeit hat er gemeinsam mit dem „Zentrum für queere Geschichte QWien“ mehrere Währingerinnen und Währinger ausfindig gemacht, die nach 1938 wegen ihrer sexuellen Orientierung von den Nazis ermordet wurden. Auch dieser Opfer soll künftig im Bezirk gedacht werden.


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Photos: Unser-Währing.at