Der Bezirk hat am 20. Jänner die Finanzierung für den Umbau des Gersthofer Platzls freigegeben, dafür gestimmt haben NEOS und Grüne. Wenn die Stadtregierung grünes Licht gibt, soll im Sommer gebaut werden – hier die Pläne und die Positionen der Parteien. Das Konzept für den Umbau wurde in einem Bürgerbeteiligungsverfahren mit der Agenda Währing entwickelt.
Neue Mehrheitsverhältnisse nach der Wien-Wahl
Vor einem Jahr hat der Finanzausschuss der Bezirksvertretung das Projekt noch abgelehnt, doch die Wahl im Herbst hat die Gewichte dort deutlich verschoben: Inzwischen haben Grüne und NEOS gemeinsam eine knappe, aber ausreichende Mehrheit. Der Bezirk wird knapp 40 Prozent der Baukosten von etwa 700.000 Euro stemmen müssen, der Rest kommt von der Stadtregierung. Die hat vor der Wahl eine Übernahme der Kosten zugesagt, allerdings noch unter der früheren Stadträten Birgit Hebein. Von deren Nachfolgerin Ulli Sima gebe es positive Signale dass es bei der Zusage bleibt, erklärt der stellvertretende Bezirksvorsteher Robert Zöchling im Gespräch mit „Unser Währing.“
Mehr als zwei Jahre Planung gemeinsam mit Anrainern, BürgerInnen und Geschäftsleuten
Der Umbau betrifft den ganzen Bereich der Gersthofer Straße zwischen Thimiggasse und Gentzgasse, außerdem den oberen Teil der Gentzgasse und die Kreuzungsbereiche. Geplant sind neue Bäume, breitere Gehsteige, ein Trinkbrunnen und die Verlängerung des Radwegs, auch ein WC soll im Zuge des Umbaus errichtet werden, die neue Pflasterung des eigentlichen Marktbereichs erfolgte bereits vor einem Jahr. Dafür soll eine Spur für den motorisierten Individualverkehr wegfallen. Genauere Informationen zum Bau gibt es auf der Seite der Bezirksvorstehung und der Agenda Währing
Grundlage für den Plan sind Befragungen der Gruppe „Lebenswertes Gersthof“ der Agenda Währing seit dem Jahr 2017. Der Plan wurde dann gemeinsam mit dem Magistrat, den Wiener Linien, den Geschäftsleuten und Anrainern erarbeitet. 2019 war im Bezirksparlament die erste Abstimmung geplant, wegen Vorbehalten der SPÖ wurde sie aber um ein Jahr verschoben. In dieser Zeit fanden weitere Bürgerinformationen und Beteiligungsprozesse statt. Im Jänner 2020 gab es eine weitere Abstimmung, ÖVP, SPÖ und FPÖ lehnten das Projekt damals aber ab. Der Umbau war ein wichtiges Thema im Wahlkampf und wohl mit ein Grund dafür, dass diese drei Parteien im Bezirksparlament inzwischen keine Mehrheit mehr haben.
Stellungnahmen der Parteien
GRÜNE: Der grüne Clubobmann Marcel Kneuer freut sich sehr, dass dieses jahrzentelange Anliegen seiner Partei endlich umgesetzt werden kann. Das Projekt sei von Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet worden, sagt Kneuer, jetzt hoffe er auf eine rasche Zustimmung der Stadt damit die Bauarbeiten noch im Februar ausgeschrieben und im Sommer umgesetzt werden können.
NEOS: Der vorliegende Plan sei das Ergebnis eines transparenten Planungsprozesses mit umfassender Bürgerbeteiligung, freut sich Karin Riebenbauer. Durch den Umbau werde das Platzl noch mehr zum regionalen Grätzlzentrum, das helfe die regionale Wirtschaft zu stärken, auch die Schulwegsicherheit und die Aufenthaltsqualität am Platz werden steigen. Keine Auswirkungen soll der Beschluss auf die künftige Strecke des 42a haben, die NEOS sind weiterhin dagegen, dass der Bus durch die Gassen in Gersthof geführt wird.
SPÖ: Clubchef Michael Trinko bedauert, dass es keine Abstimmung im Bezirk gegeben hat, eine Chance auf unmittelbare Bürgerbeteiligung sei so verspielt worden. Die SPÖ sei nie gegen einen Umbau gewesen, der vorliegende Plan habe aber einige Schwächen. Trinko wünscht sich zum Beispiel, dass die Ampel bei der Gentzgasse bestehen bleibt und eine bessere Einbindung der Simonygasse, auch die Weiterführung des Verkehrs in die Gersthoferstraße sei unklar. Hier hofft er auf Anpassungen des vorliegenden Plans.
ÖVP: Ja zum Umbau, aber nicht ohne vorherige Befragung heißt es von Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Oliver Möllner. Die ÖVP habe bereits vor einem Jahr einen alternativen Plan vorgelegt, der sei aber nicht beachtet worden. Der vorliegende Plan decke sich zwar teilweise mit den eigenen Vorschlägen. Störend sei aber das Wegfallen einer Fahrspur und das Fehlen einer Ampel in der Gentzgasse. Möllner will sich weiter für direkte Demokratie und Transparenz im Bezirk einsetzen.
Die FPÖ erklärt in einer Aussendung, dass sie den Beschluss ablehnt. Seit den massiven Stimmverlusten im Herbst, bei denen sie vier ihrer fünf Abgeordneten verloren hat, ist die Partei aber nicht mehr im Finanzausschuss vertreten.
Unfälle verhindern, Tempo senken, Grätzel beleben
In der Gersthofer Straße passieren besonders viele Verkehrsunfälle, im Währing ist nur der Bereich des Gürtels noch gefährlicher. Nach Angaben der Agenda Währing passierten hier zwischen 2013 und 2016 insgesamt 67 Unfälle mit Personenschaden, Grund dafür war vor allem überhöhte Geschwindigkeit – das soll durch den Umbau deutlich verbessert werden. Laut den letzten Verkehrszählungen ist die Zahl der durchfahrenden Autos in den letzten Jahren deutlich gesunken, die aktuelle Entwicklung durch die Corona-Pandemie ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Zusätzliche Staus sind laut Berechnungen der Verkehrsabteilung des Magistrats daher nicht zu erwarten. Durch den zusätzlichen Platz soll auch der obere Teil der Gersthofer Straße attraktiver gemacht werden, hier gab es in den letzten Jahren immer wieder leer stehende Geschäftslokal.