Ruhe sanft – Friedhöfe in Währing

Friedhöfe in Währing

Wenn am Abend des 1. November die Dämmerung über den Währinger Friedhöfen hereinbricht, es langsam ruhig auf den Wegen wird und zahlreiche Kerzen bei den geschmückten Gräbern brennen, dann ist die Allerheiligenstimmung auf ihrem Höhepunkt. Unsere Autorin Alexandra Laber hat sich auf den Währinger Friedhöfen umgesehen

Wer in Währing spazieren geht, kommt fast unweigerlich an einem der Friedhöfe im Bezirk vorbei. Dabei wird belohnt, wer auch einen Blick hinter die Friedhofsmauern wirft. Nicht nur zu Allerheiligen.

Gräber mit Ausblick

Einer der schönsten und größten Friedhöfe Wiens mit freiem Blick auf die Weinberge des Kahlenbergs ist jener in Neustift am Walde. Hier fanden unter anderem Ossy Kolmann, Willi Forst und Auguste Fickert ihre letzte Ruhestätte. Der steil angelegte Friedhof grenzt direkt an den Wald des Michaelerberges, verfügt in Folge auch über einen Waldfriedhof und – als echte Besonderheit – über einen Tiererlebnispfad. Dieser etwa einen Kilometer lange Fußweg führt an zwölf Stationen vorbei, die Informationen zu Nistkästen von Fledermäusen, Futterbüschen, dem Reptilienhabitat oder einem Kräutergarten bereithalten. Für Spaziergänger finden sich zahlreiche Wandermöglichkeiten, die von hier – der Pötzleinsdorfer Höhe – ihren Ausgang haben.

Am Donnerstag, dem 27.10.2022 um 16.00 hält Herbert Bichl im Pensionistenclub Lindenhof einen Vortrag über die Friedhöfe in Wien. Alle Infos zur Veranstaltung finden Sie in unserem Währinger Veranstaltungskalender.

Pötzleinsdorfer Friedhof

Ein Gottesacker für Pötzleinsdorf

Einer der ältesten durchgehend bestehenden Friedhöfe, wenn auch mit 725 Grabstellen einer der kleinsten, ist der Pötzleinsdorfer Friedhof. Schon 1529 wurde eine der heiligen Maria und dem heiligen Wilhelm geweihte Kapelle erwähnt.

1784 ersuchte die Gemeinde Pötzleinsdorf um Kostenübernahme bei der Einfriedung des Friedhofes „wegen unserer allbekannten Armuth“. In ihrem Ansuchen erwähnte sie, dass „die Überbringung der Leichen nach Währing wegen der stundenweiten Entfernung und wegen des zur Winterzeit bei einfallendem Schnee fast unwandelbaren Weges mit den größten Beschwernissen für den Geistlichen und die Trauerleute verbunden“ sei. Daraufhin erhielt die Gemeinde Pötzleinsdorf 1785 ihren eigenen Friedhof.

Ein Spazierganz über diesen Friedhof mit seinen schmiedeeisernen Laternen, den bemerkenswerten Grabkapellen und wunderschönen Familiengruften ist ein Erlebnis für sich.

Wechselhafte Geschichte am Gersthofer Friedhof

Der heutige Gersthofer Friedhof am Schafberg hat seine Ursprünge im Pfarrfriedhof bei der Gertrudkirche. Nach dem Neubau der Kirche 1785 wurde der Friedhof dann mehrmals verlegt: erst an die Stelle des heutigen Schubertparks, dann zur Ortschaft Gersthof, wo der Leichenhof aber als „sanitätswidrig“ erkannt wurde. Über einen weiteren Standort am heutigen Bischof-Faber-Platz bekam der Gersthofer Friedhof erst 1880 seinen uns bekannten Platz. Hier liegen unter anderen Ludwig Hirsch, die frühere ORF-Korrespondentin Eva Twaroch und Johanna Trapp begraben.

Jüdischer Friedhof Währing

Zeugen der Vergangenheit am jüdischen Friedhof

Dass es zwischenzeitlich noch weitere Friedhöfe in Währing gab, davon zeugen sogenannte „Haine“ mit kunsthistorisch wertvollen Grabsteinen im Schubertpark und im Währinger Park. Wo heute Parks sind, befanden sich früher Friedhöfe, die am Ende des 19, Jahrhunderts aufgelassen wurden.

Der Jüdische Friedhof in der Schrottenbachgasse 3 wird vom Verein „Rettet den Jüdischen Friedhof Währing“ in ehrenamtlicher Tätigkeit renoviert und vor dem Verfall gerettet – wir haben im vergangenen Winter darüber berichtet.

Nicht zu vergessen sind jene Währinger und Währingerinnen, die nie in ihrer Heimat bestattet werden konnten, weil sie von den Nationalsozialisten ermordet wurden. An sie erinnern die Steine der Erinnerung, von denen unlängst wieder sieben neue Steine im Bezirk gesetzt werden konnten.

Foto: Alexandra Laber, Müller-Schinwald; Weitere Fotos in commons.wikimedia.org