Die Wahlergebnisse im Detail

Wahlergebnis 2020

Die Bevölkerung in Währing schätzt die Maßnahmen der letzten fünf Jahre – das zeigt eine Analyse der Wahlergebnisse auf Sprengelebene. Mit einer Ausnahme haben die Grünen überall gewonnen, wo sie Veränderungen durchgesetzt haben. Das Blockieren oder Verzögern von Projekten, etwa des Umbaus des Gersthofer Platzels, hat den anderen Parteien in den entsprechenden Gebieten hingegen keine Stimmengewinne gebracht.

Das Wahlergebnis der Bezirksvertretungswahl 2020 auf Sprengelebene – Hochrechung

Das Wahlergebnis der Bezirksvertretungswahl 2020 auf Sprengelebene
Quelle: ORF/Sora

Ganz Österreich ist in Wahlsprengel eingeteilt, in denen in der Regel zwischen 500 und 1.000 Wahlberechtigte leben, die Wahlergebnisse der einzelnen Sprengel werden von der Wahlbehörde veröffentlicht und waren über den Lauf der Jahre bisher gut vergleichbar. Bei der heurigen Wahl wurde aber deutlich mehr als ein Viertel der Stimmen per Wahlkarte abgegeben, die sich keinem Sprengel zuordnen lassen. Das Meinungsforschungsinstitut SORA hat daher gemeinsam mit dem ORF eine Hochrechnung erstellt, die diese Wahlkarten den einzelnen Sprengeln zuordnen. Auf dieser Seite lassen sich die Ergebnisse pro Sprengel einblenden.

Das Wahlergebnis der Bezirksvertretungswal 2015 auf Sprengelebene

Das Wahlergebnis der Bezirksvertretungswal 2015 auf Sprengelebene
Quelle: wien.gv.at

Bei den vergangenen Wahlen hat der Magistrat Wien die Daten pro Sprengel veröffentlicht. Unter diesem Link lässt sich die Karte abrufen, bei der die Ergebnisse pro Sprengel eingeblendet werden können. ACHTUNG: Die absoluten Zahlen lassen sich aus mehreren Gründen nicht direkt vergleichen – bei den Wahlen 2015 fehlen die Wahlkarten, die Zahl der Wahlberechtigten ist gestiegen, dafür war die Wahlbeteiligung niedriger. Ich vergleiche daher in der Regel die die Prozentwerte.

Was hat sich von 2015 auf 2020 verändert?

Die Zahl der Sprengel, in denen die Grünen stimmenstärkste Partei geworden sind, ist deutlich gewachsen. Früher beschränkten sich die Grünen Hochburgen auf das Kreuzgassenviertel und den gürtelnahen Bereich des Bezirks. Bei dieser Wahl hat praktisch ganz Innerwähring zwischen Gürtel und S45 mehrheitlich für die Grünen gestimmt. In einigen Bereichen konnten sie sogar mehr als die Hälfte der Wähler für sich gewinnen, etwa rund um die Währingerstraße und die Kreuzgasse. Die ehemals schwarzen Hochburgen im Cottage konnten sie ebenso „drehen“wie einige Gebiete, die früher von der SPÖ dominiert wurden – einzige Ausnahme ist der Sprengel rund um den Lindenhof – der einzige Bereich im Bezirk, den die Währinger Sozialdemokraten halten konnten.

Der Wandel von Schwarz zu Türkis hat auch deutliche Verluste bei den Sprengeln mit sich gebracht. Nicht nur im Cottage fielen die Neue Volkspartei Währing hinter die Grünen zurück, auch in Gersthof gingen einige Sprengel verloren. Dafür konnte sie im Sprengel an der Türkenschanze die SPÖ überholen (da das dortige Pensionistenheim heuer wegen der Corona-Pandemie als eigener Sprengel gezählt wurde, sind diese Ergebnisse aber nicht klar vergleichbar). In einigen Sprengeln in Pötzleinsdorf konnte die ÖVP ihren Stimmenateil hingegen weiter ausbauen auf bis zu 45%.

Wo Maßnahmen umgesetzt wurden, haben die Grünen deutlich dazugewinnen können

Währingerstraße: Eines der umstrittensten Projekte der letzten Jahre war die Umgestaltung der Währingerstraße. Von den Anrainern wird diese Maßnahme aber offenbar gut angenommen. In den Sprengeln entlang der Währingerstraße konnte die Partei von Bezirksvorsteherin Nossek im Schnitt von 34% auf 48% zulegen, also um 14 Prozentpunkte zulegen, deutlich mehr als im Gesamtbezirk.

Cottage – Einbahnen, Parkplätze und Baumpflege: Scharfe Kritik gab in den vergangenen Jahren auch aus dem Cottage. Hier wurden einige Einbahnen umgedreht, durch die Verbesserung der Baumstandorte sind außerdem einige Parkplätze weggefallen. Bei den Bewohnern stieß das auf positive Resonanz. In den betroffenen Sprengeln konnten die Grünen durchschnittlich um 17 Prozentpunkte zulegen, von 28% auf 45%. Großer Verlierer war hier die neue Volkspartei Währing.

Kreuzgasse – Johann-Nepomuk-Vogl-Markt: Besonders viele Maßnahmen gab in den letzten fünf Jahren in diesem Teil des Bezirks: Schulwegsicherungen, Baumpflanzungen, Öffnung der Einbahnen für den Radverkehr und zuletzt die Neugestaltung des Voglmarktes. Das Ergebnis: Ein Plus von 12 Prozentpunkten von 32% auf 45%. Verloren hat hier vor allem die SPÖ Währing.

Gersthofer-Platzl und 42a: Gemischter ist das Bild in Gersthof. Hier gab es zwar Pläne und Diskussionen, ÖVP, SPÖ und FPÖ haben aber größere Maßnahmen verhindert. Die Mehrheit der Anrainer hat das offenbar nicht geschätzt: Die Grünen erreichen hier ein Plus von neun Prozent – in den Sprengeln direkt am Platzl sogar noch deutlich mehr. Gedrückt wird der Schnitt vom Sprengel No.25, Gersthoferstraße/Lidlberg, dem einzigen Sprengel, den die ÖVP „drehen“ konnte – hier gab es heftige Diskussionen wegen der Linienführung des 42a. Auch hier haben die Grünen zwar von 28 auf 30 Prozent zugelegt, die ÖVP hat aber noch stärker von 25 auf 35 Prozent zulegen können. Die SPÖ, bei diesem Thema besonders engagiert, hat auch hier zwei Prozentpunkte verloren.

Kommt die Kritik nur von einer kleinen, aber lauten Minderheit?

Die Analyse der Ergebnisse auf Sprengelebene zeigt, dass ein großer Teil der Kritik der vergangenen Jahre nicht die Mehrheit der Stimmung in der Bevölkerung wieder gegeben hat. Im Gesamtbezirk wurde der Kurs der Grünen eindeutig bestätigt. Auch bei scheinbar umstrittenen Maßnahmen wie im Cottage oder Währinger Straße hat die Mehrheit der Bewohner die Kritik nicht geteilt. An der Urne abgestraft wurden vielmehr die Kritiker selbst.