Kuchen, Kunst und Kettchen: Die Stammkunden helfen durch die Krise

Corona_Wirtschaft

Zumachen, aufsperren und wieder zumachen – das gilt seit fast einem Jahr für die Geschäfte und Lokale in Währing. Trotzdem herrscht im Bezirk Zuversicht, die Krise mit einem blauen Auge zu überstehen. Denn die Stammkunden halten den Geschäften und Lokalen auch während der Pandemie die Treue.

Die Corona-Krise hat auch in Währing ihre Spuren hinterlassen. Am sichtbarsten ist das bei der Filiale der Schuhhandelskette „Delka“ beim Kutschkermarkt, die für immer geschlossen hat. Auch in den Nebenstraßen haben einige Geschäfte nicht geöffnet, obwohl das seit dem 8. Februar eigentlich erlaubt ist – ob sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufmachen, muss man erst sehen. Durchhalten – das sei derzeit das Motto vieler Unternehmerinnen und Unternehmer erzählt Ingrid Jung-Blaha, Obfrau der Einkaufsvereine „Kutschkerdörfl“ und Kreuzgasse. Die Zeit sei schwierig, aber noch könne man überleben.

Möglichst viel Normalität trotz Masken und Hygienevorschriften

Einige Betrieben haben Onlineshops eröffnet, Lokale bieten Speisen zur Abholung an. Bei anderen habe sich das aber nicht ausgezahlt – auch der Aufbau einer eigenen Homepage sei teuer. Die staatlichen Förderungen seien bei vielen Betrieben angekommen, bei manchen gebe es aber auch hier noch offene Fragen. „Unser Währing“ hat sich umgehört wie die Betriebe im Bezirk durch die Krise kommen.

Florian und Philip Ott

Cafe Himmelblau

Die Gastronomie hat eigentlich geschlossen, aber Florian Ott und sein Bruder Philip bieten trotzdem am Freitag und Samstag Kuchen vor dem Lokal am Kutschkermarkt an. Für viele Stammgäste gehöre es einfach dazu, am Samstag nach dem Einkauf am Markt bei ihnen vorbeizuschauen, daher halte man auch jetzt offen – so biete er Art Normalität in Zeiten der Pandemie. Nur im Jänner, als es besonders kalt war, habe er ein paar Tage ganz zugesperrt.

Am Markt sei etwa gleich viel los wie vor einem Jahr – dadurch dass viele andere Geschäfte zu haben, ist der Andrang an manchen Tagen sogar noch stärker als früher. Besonders schwierig sei es derzeit für die Kellnerinnen und Kellner, denen die Trinkgelder fehlen, sagt Ott, auch für ihn sei es sehr mühsam. Aber das „Himmelblau“ werde es auf jeden Fall weiter geben. Nach Ostern könne hoffentlich der Schanigarten wieder aufgebaut werden, einen Plan für die Sicherheitsmaßnahmen und ein Sanitätskonzept gibt es auf jeden Fall schon

Gabriele Faly - Perlenstudio Akoya

Perlenstudio Akoya

„Auswählen, Anrufen & Abholen“ – mit diesem Konzept hat Gabriele Faly vom Perlenstudio an der Ecke Gentzgasse/Gymnasiumsstraße die Zeit des Lockdowns überstanden. Auch beim ersten Lockdown im Frühling war sie immer wieder im Geschäft – sie habe nicht einfach still zu Hause sitzen können, erzählt sie. Sobald es erlaubt war, hat sie über das Internet und per Telefon Bestellungen entgegengenommen.

Damit ihre Kundinnen und Kunden sie nicht vergessen, habe sie per email einige Newsletter ausgeschickt – und das sei sehr gut angekommen. Viele Stammkunden kaufen schon seit Jahren bei ihr ein, nicht nur aus Währing sondern auch aus dem 17. und dem 19. Bezirk. Die Währingerstraße sei als Einkaufsstraße einfach etwas besonderes, das würde weit über den Bezirk hinaus geschätzt. Faly betreibt ihr Geschäft seit 40 Jahren. Einfach sei es nicht, meint sie, Sorgen müsse man sich aber keine machen.

Susanne Frewein

Galerie Freiwein-Kazakbaev

Die Vermittlung und der Verkauf von Kunst lebe davon, dass die Kunstwerke auch angeschaut werden können. Susanne Frewein bietet deshalb Termine an, damit Interessierte in ihrer Galerie in der Schulgasse 70 vorbeikommen können, denn es dürfen sich maximal zwei Personen gleichzeitig in der Galerie aufhalten. Auch normale Vernissagen und Finissagen, bei denen die Gäste normalerweise dicht an dicht stehen, sind ausgefallen – statt dessen ist die Galerie zum Beginn und Ende der Ausstellungen den ganzen Nachmittag und Abend offen.

Auch Frewein hat inzwischen einen Onlineshop eingerichtet. Aber während der Pandemie zuzusperren sei für sie keine Option gewesen: die Künstlerinnen und Künstler brauchen eine Motivation, um weiterzumachen und den direkten Kontakt zu ihrem Publikum. Natürlich sei die Arbeit viel zäher als früher, erzählt sie, aber solange sie offen halten könne, werde die Galerie auf jeden Fall weiter arbeiten. Die aktuelle Ausstellung geht offiziell am 25. Februar zu Ende, die nächste Ausstellung eröffnet dann am 4. März. Sie trägt den programmatischen Namen „Offen“, zu sehen sind Werke von Alfredo Barsuglia, Katharina Mörth und „Muzak“.

Onlineshops aus Währing und darüber hinaus

Die Vielfalt der Geschäfte in Währing ist groß, aber nicht alles lässt sich im Bezirk selbst finden. Nunu Kaller hat auf ihrer Homepage eine Übersicht über österreichischen Onlineshops zusammengestellt, darauf sind auch viele Unternehmen aus Währing zu finden. Einen guten Überblick über Online-Shops aus Österreich bietet auch die Onlineshop-Fibel des Falter.

IG Kaufleute „Kutschkerdörfl“ und Kreuzgasse

Um die Unternehmerinnen und Unternehmer in Währing zu unterstützen, hat der Einkaufsstraßenverein eine eigene Homepage gestartet, auf der Geschäfte und Lokale ihre aktuellen Angebote präsentieren können, sagt Obfrau Ingrid Jung-Blaha. Unter der Adresse www.währing.jetzt finden sich Informationen über die Unternehmen und die drei Märkte im Bezirk – also den Kutschkermarkt, den Gersthofer Markt und den Johann-Nepomuk-Vogl-Markt.

In Währing gebe es eine lange Tradition von Handel und Handwerk, erzählt Jung-Blaha, einzelne Geschäfte würden schon mehr als hundert Jahre bestehen und seien in den Familien von Generation zu Generation weitergegeben worden. Als Beispiel nennt sie das Geschirrgeschäft Binder-Schramm gegenüber des Schubertparks, das seit dem Jahr 1919 besteht. Währing sei ein Bezirk mit einem guten Stammpublikum, sagt Jung-Blaha und sie appelliert: Damit die Vielfalt der Geschäfte auch nach der Krise weiterbesteht sei es wichtig, auch weiterhin möglichst viel direkt im Bezirk einzukaufen.