Fair-Play-Team: Die Jugendlichen sind fast unsichtbar geworden

FairPlayTeam (c) Oriana Calzadilla Sarmiento

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie ist das Fair-Play-Team noch mehr in Währing unterwegs, um die Menschen im Bezirk zu unterstützen. Jede Woche gibt es fixe Treffpunkte, bei denen man sich bei den drei SozialarbeiterInnen melden kann. Das Ziel: Den Bezirk für alle Bewohner und Bewohnerinnen lebenswerter machen.

Extrem abwechslungsreich – so beschreibt Noah die Arbeit im Fair-Play-Team. Einmal gilt es zwischen verschiedenen Gruppen im Park zu vermitteln oder Jugendlichen Tipps für die Lehrstellensuche zu geben, ein anderes Mal reicht es, einfach zuzuhören: Aus dem Nichts habe eine Dame ihr Herz ausgeschüttet und dann sei es ihr sichtbar besser gegangen, erzählt Noah beim Treffen mit „Unser-Währing“ im Schubertpark. An dem Abend ist es ist dunkel, kalt und feucht, aber die Arbeit sei erfüllend und interessant. Die Corona-Pandemie hat sie allerdings nicht einfacher gemacht.

Die Corona-Pandemie ist ein deutlicher Einschnitt

Seit dem Sommer seien viel mehr Kinder mit ihren Eltern im Bezirk unterwegs, vor allem im Türkenschanzpark. Jugendliche seien aus dem öffentlichen Raum hingegen weitgehend verschwunden, vor allem Mädchen und junge Frauen erzählt Jerry, der Leiter des dreiköpfigen Teams. Daher sei es noch schwieriger als früher, an diese Gruppe heranzukommen und Unterstützung anzubieten, wenn es Probleme in der Schule, der Ausbildung oder der Familie gibt. Über die Gründe können sie nur spekulieren: Jugendliche erzählen von hohen Strafen durch die Polizei, die im Frühling verhängt worden seien. Seit Beginn der Corona-Pandemie sehen die drei deutlich mehr Obdachlose, es werde auch mehr Alkohol konsumiert. Durch die Schließung der Lokale sei der öffentliche Raum noch wichtiger geworden – um Sport zu betreiben, zum Jausnen oder um soziale Kontakte zu pflegen.

FairPlayTeam 18

Das Fair-Play-Team Währing kann man jeden Dienstag um 18.00 Uhr am Vogl-Markt und jeden Freitag um 18.00 im Schubertpark treffen.

Auch im Rest der Woche ist das Team im ganzen Bezirk unterwegs – bei Fragen einfach ansprechen! Zu erkennen ist das Team an den Taschen oder Jacken mit dem Fair-Play-Logo. Finanziert wird der Einsatz vom Bezirk Währing. Die Beratung ist auf jeden Fall vertraulich. Kontakt: Fair-Play-Team-18@wiener-familienbund.at

Eine Kooperation gibt es mit Jugendzentrum Mollys in der Hofmanngasse beim Gürtel. Das Angebot von Molly richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche- Jerry, Noah und ihre Kollegin Oriana sind hingegen für alle Nutzerinnen und Nutzer des öffentlichen Raums da, unabhängig vom Alter. Die drei sehen sich als Informationsdrehscheibe: Jugendliche, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, vermitteln sie zum Beispiel an die Bildungsberatung, eine junge Mutter mit finanziellen Problemen an die entsprechende Stellen des Magistrats oder obdachlose Menschen an die Caritas.

Der Bezirk gehört allen Bewohnerinnen und Bewohnern

Eine andere Aufgabe des Teams ist auch die Vermittlung bei Konflikten. Im Schubertpark gab es im Sommer Beschwerden, weil an einem der Tischtennistische bis spät in die Nacht gespielt wurde, oft war es dementsprechend laut. Die Lösung: Der Tisch wurde näher zum ehemaligen Friedhof versetzt, wo er weniger stört. Geschäftsleute würden sich immer wieder mit Beschwerden melden, auch am neuen Vogl-Markt habe es nach dem Umbau Lärmprobleme gegeben. Die drei SozialarbeiterInnen können dabei nichts verbieten oder vorschreiben sondern nur vermitteln, aber das hilft oft schon weiter. Ein Erfolg sei es, sagt Noah, wenn zumindest ein minimales Verständnis für die andere Seite entstehe. Das Zusammenleben im Bezirk werde so einfacher und die Grätzel besser und lebenswerter.

Photos: FairPlayTeam (c) Oriana Calzadilla Sarmiento