Wie leben die Tiere und Menschen in der Hundezone im Währinger Park? Das hat Ivo Schneider über mehre Jahre photographisch festgehalten. Zu sehen sind seine Bilder im Amtshaus in der Martinstraße noch bis zum 22. Oktober.
Der „Prinz von Währing“ hat vier Pfoten
Die Austellung ist das Ergebnis eines sagenhaften sozialen Aufstiegs: Vor neun Jahren war Lukosch noch ein herrenloser Hund in der Slowakei. Inzwischen ist der semmelbraune Mischling der „Prinz von Währing“ erzählt Ivo Schneider, der ihn jeden Tag im Währinger Park ausführt. Die Hundezone sei ein spezieller Ort, meint er. In einer Minute tratsche man mit einem Ministerialrat, in der nächsten mit einem Sozialhilfeempfänger. Die gemeinsame Beziehung zu den Hunden setze die sozialen Regeln, die außerhalb der Zone gelten, außer Kraft.
Die Hundezone als wichtiger sozialer Treffpunkt
Vier Hundezonen gibt es im Bezirk: Zwei im Türkenschanzpark und jeweils eine im Schubertpark und im Währinger Park. Sie seien wichtige soziale Knoten, erklärt Bezirksvorsteherin Silvia Nossek bei der Eröffnung der Ausstellung. Währing sei ein Bezirk, in dem die Menschen besonders gut miteinander auskommen. Und das funktioniere nur, weil diese sozialen Knoten da sind und auch funktionieren. Man komme ins Gespräch, kenne sich und achte auch aufeinander.
Das Amtshaus gleicht an diesem Abend ein bisschen der Hundezone selbst, auch wenn die Tiere nur auf den Photos zu sehen sind. „Ganz ein schöner“, sagt eine ältere Dame zu einer um mehre Jahrzehnte jüngeren Frau, beide lächeln und nicken. „Das ist sicher der schönste Hund des Bezirks“ – diesen Ausspruch hört man öfter vor einem der 28 großformatigen Bilder – auch für diese Aussage gibt es zustimmende Worte, auch wenn immer wieder unterschiedliche Tiere gemeint sind .
Leben zwischen SUV und Hundekot
Außerhalb des Zaunes sei es undenkbar jemanden zu begrüßen, den man nicht kennt, sagt Ivo Schneider. Hinter dem Türl zur Zone sei das hingegen ganz normal. Ein bisschen ähnle es einem Kinderspielplatz. Auch dort komme man leicht mit anderen Leuten ins Gespräch, allerdings vor allem mit Eltern, die fast alle im gleichen Alter sind. In der Hundezone seien hingegen alle Altersgruppen und fast jede soziale Schicht vertreten, sagt Schneider, der beruflich unter anderem Drehbücher für Fernsehserien schreibt. Seine Beobachtungen über den Bezirk schreibt er außerdem in seinem Blog auf. Der programmatische Titel: Leben zwischen SUV und Hundekot.
Verschiedenen Welten in und außerhalb der Zone
Dass es Spannungen zwischen den Menschen in der Hundezone und denen außerhalb gebe, kann Schneider nachvollziehen. Sie seien eben in anderen Lebenswelten: Wer keinen Hund besitze, könne nur schwer nachvollziehen, welche Bedürfnisse ein Tier hat. Aber auch dieses Zusammenleben kann gelingen, lacht er: Das zu organisieren sei eben die Aufgabe der Bezirksvorsteherin.
Hunde-Zone – Fotos geglückter Beziehungen von Ivo Schneider
10.9. – 22.10.2021, MO-Fr 8.00-15.00 Uhr, außerdem DO 15.00-17.00 Uhr
Erdgeschoss des Währinger Amtshauses, Martinstraße 100, 1180 Wien.
In Währing leben übrigens mehr Hunde als in anderen Bezirken. Laut den Daten der Landesstatistik gab es hier zuletzt 1.321 Hunde, in ganz Wien waren es 55.604. Legt man das auf die Bevölkerung um, liegt die Zahl der Hunde knapp 12 Prozent höher als im Rest der Stadt.
Photos: Ivo Schneider, Landesstatistik Wien