Gersthofer Platzl: Jetzt wird es ernst

Robert Zöchling am Gersthofer Platzl

Der Umbau war jahrelang umstritten, ab Anfang Juli wird endlich gebaut – diese Woche erfolgt der offizielle Spatenstich. Robert Zöchling, stellvertretender Bezirksvorsteher, erklärt bei einem Lokalaugenschein mit „Unser Währing“, wie der neue Platz aussehen wird.

Die Gehsteige sind derzeit so schmal, dass für zwei Personen und einen großen Bauplan gar nicht genug Platz ist. Der Lokalaugenschein am Gersthofer Platzl ist daher nicht überall ganz einfach: Fahrgäste laufen vom Bus zur Straßenbahn oder zur S-Bahn, an den Haltestellen ist es zu eng. Alle paar Minuten rast ein Auto vorbei, für dessen Lenker „Tempo-50“ ein Fremdwort ist, mit entsprechender Lärmentwicklung. Und bei den Ampeln scheinen viele Fahrer „dunkelorange“ für das neue Grün zu halten.

Plan Gersthof - Agenda Währing
Plan Gersthof – Agenda Währing

Doch ab Herbst soll es hier anders aussehen, sagt Zöchling: Breitere Gehsteige, Bäume, ein Trinkbrunnen, Schanigärten und wahrscheinlich auch ein Bücherkasten sollen den Markt aufwerten und gemütlicher machen. Weniger und schmalere Fahrspuren sollen das Tempo bremsen. Rund um den Platz wird es außerdem zusätzliche Fahrradabstellplätze geben.

Keine Ampel mehr beim „Tchibo“

Die erste große Änderung gibt es vor dem Tchibo: Statt zwei Spuren gibt es hier künftig nur mehr eine Spur in Richtung Gersthofer Straße. Die Fahrbahn wird deutlich schmäler, der Kreuzungsbereich wird „aufgedoppelt“, also deutlich erhöht, um das Tempo der Autos zu drosseln. Dafür wird die Ampel hier abgebaut. Die Möglichkeit gerade aus in Richtung Wallrißstraße zu fahren, bleibt weiter bestehen.

Längere Bahnsteige

Deutliche Veränderungen gibt es auch bei der Einmündung der Gentzgasse. Dort wo auf diesem Bild der weiße Lieferwagen steht, wird künftig ein großer vorgezogener Gehsteig sein. Die Bahnsteige werden deutlich in Richtung Gentzgasse vorgezogen. Der vordere Bahnsteig fast bis zur weißen Linie, der hintere dort, wo derzeit die schraffierten Linien aufgezeichnet sind. Zwischen dem hinteren Bahnsteig und dem „Billa“ wird außerdem die Fahrban aufgedoppelt.

Bäume und breitere Gehsteige

Die größte Änderung wird hier stattfinden: der Gehsteig wird insgesamt 3,65 Meter nach vorne gezogen, also fast bis zur ersten weißen Linie. Und dort, wo auf dem Bild die breite „Stopp“-Linie zu sehen ist, wird künftig ein Baum stehen. Vorgesehen ist auch ein Radstreifen in Richtung Gersthofer Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beim „Prokopp“ wird der Gehsteig deutlich vergrößert.

Weniger Fahrspuren, mehr Platz für Fußgänger

So soll der Platz künftig aussehen. Zwischen den beiden Bäumen werden Bänke und ein Trinkbrunnen aufgestellt. Der Gehsteig wird in diesem Bereich außerdem so breit, dass vor den Lokalen Schanigärten möglich sind. Hinter dem zweiten Baum wird es eine spezielle Ladezone für die Geschäfte am Platzl geben, damit auch LKW hier kurzfristig zum Be- und Entladen stehen bleiben können.

Neue Haltestelle für 10a mit Wartehäuschen

In diesem Bereich, vor Trafik und Pizzeria, wird künftig der Autobus 10a halten. Ein Wartehäuschen wird direkt vor dem Gebäude der S-Bahn errichtet, links vom Eingang. Das Gitter zur Straße wird natürlich entfernt. Auch auf der anderen Straßenseite werden die Gehsteige etwas breiter, auch hier sollen die Gitter zur Fahrbahn so weit wie möglich abgebaut werden.

Schleife und Haltestelle für 42a ab nächstem Jahr

Zwischen dem Ausgang der S45 und der Währinger Straße, also vor dem Gastgarten des Cafe Mocca, werden die Gehsteige etwas verbreitert. Und im Zug der Bauarbeiten wird auch die neue Station des 42a vorbereitet, der ab dem kommenden Sommer hier fahren soll. Der Bus wird künftig eine Schleife machen: Von der derzeitigen Route in der Czartoryskigasse über die Gersthofer Straße, unter der S-Bahn-Brücke durch und zurück über die Simonygasse. Die neue Station wird direkt unter der Brücke entstehen – etwa dort, wo auf dem Bild die weiße Plakatwand zu sehen ist.

Autoverkehr geht kontinuierlich zurück

Während der Planung wurde eine umfangreiche Verkehrs-Simulation errechnet: Zusätzliche Staus sind nicht zu erwarten. Die Zahl der Fahrzeuge am Gersthofer Platzl geht seit Jahren kontinuierlich zurück, besonders seit der Einführung des Parkpickerls.

Die Automatische Zählstelle der MA 46 in der Gersthofer Straße zählte im Jahr 2016 durchschnittlich 19.805 Autos pro Tag, 2019 waren es nur mehr 16.882. Ob und welche Folgen die Corona-Pandemie für den Straßenvekehr haben wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

Aus für „Gersthofer Autobahn“

Der Bau beruht auf Ideen, die die Gruppe „Lebenswertes Gersthof“ der Agenda Währing gemeinsam mit den AnrainerInnen entwickelt hat. Ausgeführt wurde der Plan von Technikern der Stadt Wien und der Wiener Linien.

Viele Anrainerinnen und Anrainer bezeichnen das Gersthofer Platzl und die Strecke bis zum Türkenschanzplatz als „Gersthofer Autobahn“. Wer sich länger hier aufhält bemerkt schnell, dass viele Lenker die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit eher als Empfehlung ansehen. Das soll sich durch den Umbau ändern.

Gemeinderatswahl im Herbst brachte Entscheidung nach jahrelangem Streit

Für den Umbau sind 700.000 Euro budgetiert, mehr als die Hälfte übernimmt die Stadt, der Rest kommt aus dem Bezirksbudget. Dem Umbau war ein jahrelanger Streit der Parteien vorausgegangen: Grüne und NEOS waren von Anfang an für das Projekt. ÖVP, SPÖ und FPÖ hatten Bedenken. Der Umbau war auch eines der wichtigsten Themen des Wahlkampfs im vergangenen Herbst. Bei der Bezirksvertretungswahl konnten die Grünen dann so stark zulegen, dass sie den Umbau gemeinsam mit den NEOS beschließen konnten.

Bilder: Markus Müller-Schinwald, Agenda Währing, Bezirksvorstehung Währing, Stadt Wien.