Das ist das neue Gersthofer Platzl

Gersthofer Platz alt - neu

Am Samstag wurde das neue Gersthofer Platzl feierlich eröffnet. „Unser Währing“ vergleicht das Platzl vor und nach dem Umbau. Die Vorteile für Öffi-BenützerInnen und FußgängerInnen sind bereits klar erkennbar, die vier neuen Bäume werden allerdings erst im Oktober gepflanzt, wenn es etwas kühler geworden ist.

Endlich genug Zeit am Zebrastreifen

Neben dem ehemaligen Brotgeschäft ist der Unterschied am stärksten zu sehen: Wo früher Autos vorbeigerauscht sind, wachsen jetzt Blumen in mehreren Beeten. Und sobald es kühler geworden ist, werden hier vier Bäume gepflanzt. Dazwischen sind Sitzgelegenheiten und ein Trinkbrunnen. Für Fußgänger Innen hat sich die Situation deutlich verbessert: Der Weg auf die andere Seite ist kürzer, außerdem wird die Ampelschaltung so verändert, dass während einer Grünphase endlich genug Zeit ist, um sicher über die Straße zu kommen.

Beim Gang über das neue Platzl fragt man sich, wie die tausenden FußgängerInnen und Öffi-BenutzerInnen die Situation bisher ausgehalten haben: Die Gehsteige sind zwar um ein vielfaches breiter, übertrieben viel Platz gibt es aber immer noch nicht. Dringend nötig waren offenbar die Sitzgelegenheiten. Beim Lokalaugenschein von „Unser Währing“ waren die Sessel und Bänke immer gut besetzt.

Im kommenden Sommer werden hier vier Bäume Schatten spenden. Bis sie so groß sind wie die Ulme bei den Bahnsteigen des 40er und 41er, wird es aber einige Jahre dauern.


Die Wahl vor einem Jahr beendete die politische Patt-Stellung am Gersthofer Platzl

Begonnen hat alles mit einer Nachricht aus der für Verkehr zuständigen Abteilung des Magistrat: Am Platzl sei die Zahl der durchfahrenden Autos so stark zurückgegangen, dass man ohne Probleme eine Abbiegespur entfernen könne. Eine große Baustelle bei der Errichtung eines neuen Hauses zeigte dann deutlich, dass der Verkehr nicht zusammenbricht, wenn es eine Spur weniger gibt. Für die VertreterInnen einer Bürgerintiative, die seit Jahren für eine Umgestaltung des Platzls kämpft, war das ein Signal. Im Rahmen der „Agenda Währing“ begannen Anrainerinnen und Anrainer den Platz neu zu denken. Gemeinsam mit Vertretern der Wiener Linien, des Magistrats und des Bezirks wurde der Plan für den Umbau entwickelt – ein Kompromiss, bei dem der motorisierte Individualverkehr immer noch mit Abstand am meisten Platz hat.

Für einige Parteien in der Bezirkspolitik ging das trotzdem viel zu weit, es gab jahrelangen Widerstand und Verzögerungstaktik. Statt konkreten Plänen präsentierten diese Parteien Visualisierungen und Phantasieprojekte, die mit der Realität am Platzl wenig zu tun hatten. Bei den Wahlen vor einem Jahr hat die Bevölkerung den Blockierern dann die Rechnung präsentiert. Die beiden pro-Umbau-Parteien Grüne und NEOS haben seither eine ausreichende Mehrheit und konnten den Umbau alleine beschließen.

Grüne und NEOS waren von Anfang an für den Umbau

Dementsprechend groß ist die Freude bei den beiden Parteien, dass das neue Platzl jetzt weitgehend fertig ist . Der Umbau sei eine Chance für den ganzen Bezirk, sagt Karin Riebenbauer von den NEOS und betont: Der Platz werde belebter und sicherer. Und Bezirksvorsteherin Silvia Nossek erklärt, dass die Situation für die vielen hundert Menschen deutlich besser werde, die täglich am Platzl vorbeikommen.



Vorrang für Fußgängerinnen und Fußgänger beim „Tchibo“

Eine deutliche Erleichterung bringt der Umbau zwischen Öffi-Haltestellen und „Tchibo.“ Eine der beiden Autospuren wurde durch ein Pflanzbeet ersetzt. Statt der Ampel gibt es jetzt eine Schwelle, um die Autos zum Abbremsen zu zwingen. Das „Abdrücken“ und Beschleunigen beim Grün- Blinken gehört damit der Vergangenheit an. Auch vor dem „Billa“ auf der stadteinwärtigen Seite wurde eine Schwelle gebaut, außerdem wurden die Bahnsteige deutlich verlängert. Für die FußgängerInnen ist diese Stelle jetzt deutlich leichter zu passieren als früher.


Eine ähnliche Lösung gibt es seit einem Jahr an der Ecke Teschnergasse/Kreuzgasse. Bei der Umgestaltung des Johann-Nepomuk-Vogl-Marktes wurde dort die Ampel entfernt. Die Geschwindigkeit der Autos ist seither gesunken und FußgängerInnen kommen deutlich schneller über die Straße als früher.

Immer noch keine sicheren Radwege

Die Gersthofer Straße ist vom Wiener Magistrat eigentlich als Haupt-Radroute vorgesehen. Trotzdem gibt es weiterhin keine Möglichkeit, das Platzl in beide Richtungen sicher mit dem Rad zu passieren. Auf der stadteinwärtigen Seite können RadfahrerInnen immerhin auf der Busspur und dann auf einem Mehrzweckstreifen in Richtung Döbling fahren. Auf der stadtauswärtigen Seite fehlt die Radinfrastruktur aber komplett. Familien mit Kindern, Jugendliche oder ältere Leute müssen das Platzl daher weiter großräumig umfahren.


Platzl Verkehrszahlen

Autos stehen weiter an erster Stelle.

Unzufrieden mit dem Umbau sind auch Vertreter Innen der Initiative „Platz für Wien„. Die Situation sei besser als vorher, erklärte Barbara Laa vom Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien gegenüber „Unser Währing“ im Frühjahr. Grundlage der Pläne war der Autoverkehr vor dem Umbau. Inzwischen ist die Zahl der Autos aber deutlich gesunken. Um zur „Klima-Musterstadt“ zu werden, hat sich die Stadtregierung außerdem selbst das Ziel gesetzt, den Autoverkehr bis 2030 noch einmal zu halbieren – das hätte bei der Planung einberechnet werden müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre ein viel weitreichender Umbau nötig und möglich gewesen.



Breiterer Gehsteig vor dem „Prokopp“: Bitte nachbessern!

Vor dem „Prokopp“ ist der Gehsteig jetzt deutlich breiter. Für die Schülerinnen und Schüler und die anderen FußgängerInnen, die hier die Straße queren wollen, ist jetzt also mehr Platz beim Warten, bis es grün wird. Hier zeichnet sich aber eine mögliche Gefahrenstelle ab. Vom Türkenschanzplatz kommend, biegen die Autos hier mit recht hoher Geschwindigkeit um die Ecke. Beim Lokalaugenschein von „Unser Währing“ hat ein Autofahrer dabei die Kurve geschnitten und war mit einem Reifen bereits am Gehsteig – eine gefährliche Situation. Hier sollte nachgebessert werden.



Neue Station 42a

Neue Haltestelle für den 42a beim Gersthofer Platzl

Die Bauarbeiten am Platzl sind übrigens noch nicht ganz fertig. Im Oktober werden die vier neuen Bäume gepflanzt. Und bereits kommende Woche geht es unter der Brücke bei der Währinger Straße weiter. Hier werden die Haltestellen für die neue Route des 42a errichtet. Auch während der Bauarbeiten soll aber immer eine Spur pro Richtung frei bleiben.

Photos: Müller-Schinwald, Valentin Baubiner/MBA18.