Das Grätzel als Lebensraum

Guido Schwarz

Vernetzen, Informationen anbieten und neue Projekte ermöglichen – das sind die Ziele von Guido Schwarz, dem Nahversorgungs-Beauftragten des Bezirks. Wohnen, arbeiten und einkaufen soll am besten direkt im Grätzl stattfinden, erklärt er im Gespräch mit „Unser Währing“. Das sei gut für die Lebensqualität und schütze auch das Klima.

Nicht einmal mitten in der Nacht könne er durch den Bezirk gehen, ohne auf seine Arbeit in der Bezirksvertretung angesprochen zu werden, lacht Guido Schwarz. Hier will ein Unternehmer eine Auskunft, da gibt es Fragen zu Gesetzen und Vorschriften oder einfach nach aktuellen Entwicklungen im Bezirk. Bezahlung gibt es dafür keine. Der Grüne Bezirksrat übt seine Funktion ehrenamtlich aus. Aber er hat eine klare Vorstellung, wie die Menschen besser zusammenleben können, die er durch seine Arbeit umsetzen will.

Kutschkermarkt

Unternehmertum sei für ihn das Herz von jedem Wohngebiet der Stadt, also von jedem Grätzel: Hier kann man einkaufen, findet im besten Fall einen Arbeitsplatz und kann soziale Kontakte pflegen und ausbauen. So spanne sich ein Art unsichtbares Netz durch die Stadt. Man kennt sich und kann gemeinsam auf Probleme und Herausforderungen reagieren – die ganze Gesellschaft werde so widerstandsfähiger und resilienter.

Die Corona-Pandemie sei dafür ein gutes Beispiel: Viele Geschäftsleute im Bezirk erzählen, dass sie über Jahre Kontakte zu ihren Kunden und Kundinnen in der Nachbarschaft aufgebaut haben. Diese Stammkunden tragen sie jetzt durch die Krise.

Alles was man für ein gutes Leben braucht soll im Grätzel sein

In den letzten Jahrzehnten sei der Trend in die Richtung gegangen, Arbeit und Wohnen räumlich zu trennen, es entstanden große Einkaufszentren auf der grünen Wiese an den Stadträndern. Die Folgen: Lange Wege, die am einfachsten mit dem Auto zurückgelegt werden. Gleichzeitig gib es immer mehr Stadtviertel, die nach Büroschluss und an den Wochenende verwaist sind. Dieser Trend müsse sich wieder umkehren, das sei die Voraussetzung, um Städte klimagerecht zu gestalten, sagt der passionierte Vespa-Fahrer. Bei seinem Roller hat er eigenhändig den Benzin- gegen einen Elektromotor ausgetauscht. Elektro-Autos seien trotzdem keine Lösung für die Probleme mit der Mobilität in der Stadt. Am besten wäre es, wenn die meisten Bedürfnisse des Lebens zu Fuß, mit Öffis oder dem Rad erledigt werden könnten. Hier müsse die Stadtregierung eingreifen: Durch gezielte Förderungen, Belebung von Erdgeschosszonen und die Unterstützung bestehender Einkaufsstraßen.

Im Bezirk hat Schwarz eine ganze Reihe von Projekten, die in diese Richtung gehen. Eines davon soll demnächst starten: Gemeinsam mit der Agenda Währing und Bezirksrätin Beate Marx vom Währinger Einkaufsstraßen-Verein wird erhoben, mit welchem Verkehrsmittel die Kundinnen und Kunden tatsächlich zu den Geschäften in der Währinger Straße kommen – zu Fuß, mit dem Auto, Straßenbahn oder dem Fahrrad. Ausgehend vom Ergebnis dieser Studie könne man sich dann überlegen, ob und wie der öffentliche Raum hier anders verteilt werden soll.

Soziale Netzwerke im echten Leben, nicht nur im Internet

Eines der größten Problem für Unternehmerinnen und Unternehmer im Bezirk sei es, leistbare Geschäftsräume zu finden – gleichzeitig gebe es in den Erdgeschossen viele leer stehende Geschäftslokale. Diesen Gegensatz müsse man überbrücken. Denn Ideen und Initiativen, um neue Unternehmen zu gründen, gebe es mehr als genug. Regelmäßig melden sich JungunternehmerInnen bei ihm, die Fragen zum Bezirk, zu Genehmigungen oder rechtlichen Fragen haben, erzählt Schwarz. Nicht jede davon könne er selbst beantworten. Aber er wisse, wo die Antworten zu finden und welche Behörden zuständig sind.

Und Immer öfter komme es vor, dass er künftige UnternehmerInnen miteinander vernetze, die ähnliche Ideen haben und sich dann gegenseitig unterstützen. Das seien die echten soziale Netzwerke, meint Schwarz, und nicht die im Internet. Je enger diese Netze in den einzelnen Grätzeln gespannt sind, desto besser.

Guido Schwarz lebt den größten Teil seines Lebens in Währing und arbeitet als Unternehmensberater. Er ist in der Wiener Wirtschaftskammer aktiv und dort stellvertretender Obmann der Sparte Handel. Außerdem unterrichtet er als Lektor an einer Fachhochschule.

Kontakt: www.guidoschwarz.at

Veit-Ruhsmann-Nowy-Schwarz

Beauftragte für den BürgerInnenkontakt in Währing

Guido Schwarz ist nur einer von mehreren Beauftragten im Bezirk, die den Kontakt mit den BürgerInnen verbessern sollen: Barbara Ruhsmann kümmert sich um die Anliegen von Senioren, Jakob Veit ist Ansprechpartner für Suchtfragen, Bernardo Novy ist für Jugendthemen zuständig .