Buffalino und Rubi – Liebesgrüße aus Kiew

Buffalino Rubi Israeli Cuisine

Hinter den beiden neuen Lokalen Buffalino und Rubi in der Gersthofer Straße steht ein ukrainischer Investor. Medien in Kiew berichten über polizeiliche Ermittlungen gegen ihn. Gemeinsam mit der Zeitschrift „Datum“ haben wir uns die Hintergründe der Restaurants angeschaut, die Spuren reichen dabei bis in die Steuerparadiese und Offshore-Firmen der „Pandora-Papers“.

Gutes Essen, ausbaubares Service

Wenn mehrere große SUVs mit ukrainischen Kennzeichen im Halteverbot vor dem Eingang des Buffalino in der Czartoriskygasse stehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Chef da ist. Eröffnet hat das Restaurant im September am Standort des ehemaligen Restaurants „Edelmann“. Der erste Eindruck beim Besuch von „Unser Währing“ war durchaus durchwachsen: Das Essen war durch die Bank gut oder sogar sehr gut. Die jungen Frauen im Service waren außerordentlich nett und bemüht – aber schon bei einfacheren Aufgaben leicht überfordert. Und die Preise passten mit der Qualität des Service auf keinen Fall zusammen. Auffällig war, dass fast das gesamte Personal untereinander russisch sprach. Mit den Gästen wurde auf englisch kommuniziert.

Buffalino Gersthof

Ein Zwillings-Restaurant in Kiew

Eine Internet-Recherche ergab, dass es in Kiew zwei Lokale mit dem gleichen Namen, dem gleichen Logo und einer ähnlichen Speisekarte gibt. Die Kiewer Buffalinos sind Teil der Unternehmensgruppe „Tarantino Family“, zu der mehr als ein Dutzend Restaurants in der Ukraine und Russland gehören bzw. vor Kriegsbeginn gehört haben. Einer der Eigentümer war bis zum Ende des Sommers Dmytro F., der auch hinter dem Buffalino und dem Restaurant Rubi in der Gersthofer Straße steht.

Gibt man den Namen Dmytro F. in russisch-sprachige Internet-Suchmaschinen ein, findet sich sehr schnell eine lange Liste von Berichten: Polizeiliche Ermittlungen zu mutmaßlicher Geldwäsche, der rätselhafte Zusammenbruch eines großen Bauunternehmens mit Millionenschaden, Bedrohung von Journalisten und mutmaßliche Kollaboration mit der russischen Besatzungsmacht.

Von der Gersthofer Straße in die Steuerparadiese der „Pandora Papers“

Gemeinsam mit der Monatszeitschrift Datum haben wir uns die Hintergründe des Unternehmers Dmytro F. genauer angeschaut. In der aktuellen Ausgabe ist ein Artikel über die Aktivitäten des Mannes erschienen, die in Österreich über Währing hinausgehen. Seit dem russischen Angriff im Februar rätseln die ukrainischen Medien über seinen Aufenthaltsort: Er habe das Land verlassen, wo er sich befinde sei unklar.

Einer breiteren Öffentlichkeit war er im Zuge des Zusammenbruchs des Kiewer Bauunternehmens „Ukrbud“ bekannt geworden, eines der größten Bauunternehmen des Landes. F. war vor vier Jahren in das Unternehmen eingestiegen, sein Vorgänger warf ihm dann vor, die Gesellschaft finanziell ausgeplündert und das Geld über Offshore-Firmen nach Russland und Zypern verschoben zu haben. „Ukrbud“ musste schließlich von der Stadt Kiew finanziell aufgefangen werden. Etwa zur selben Zeit gründete F.s Frau mehrere Offshore-Firmen auf den Seychellen und in Belize, ihr Name taucht mehrmals in dem Datenleck der „Pandora Papers“ auf. Gegenüber ukrainischen Medien wies F. alle Vorwürfe zurück.

Ermittlungen wegen „Unterstützung des Feindes“

Am 1. Juni dieses Jahres kam es dann in Kiew zu einer Razzia der Polizei, bei der größere Summen Bargeld und Dokumente beschlagnahmt wurden. Ermittelt wurde gegen den Besitzer einer Restaurantkette, der verdächtigt wurde, sein Vermögen nach Russland verschoben zu haben und „den Feind zu unterstützen“, wie es heißt. Die ukrainischen Behörden nannten in den Aussendungen zur Razzia keinen Namen, ukrainische Journalisten bestätigen aber, dass es sich um F. handelte, den Miteigentümer der „Tarantino-Family“. Vermutet wurde der Verdächtige damals in Russland. Tatsächlich ist Dmytro F. aber schon länger in Österreich.

Wie steht der Mann hinter dem „Rubi“ und dem „Buffalino“ zu diesen Vorwürfen und den Medienberichten in seiner Heimat? Gemeinsam mit der Zeitschrift „Datum“ haben wir ihm eine Liste von Fragen zukommen lassen und um eine Stellungnahme gebeten: Zu den Vorwürfen und Ermittlungen in der Ukraine, seinen Investments in Österreich. Und wie er damit umgeht dass Männern wie ihm im wehrfähigen Alter die Ausreise aus der Ukraine eigentlich verboten ist.

Drei Lokale in Wien, zwei davon in Währing

Von einer PR-Agentur bekamen wir dann die Auskunft, dass F. sich seit Februar in Österreich aufhalte. Er und seine Familie würden sich hier sehr wohlfühlen, eine Rückkehr in die Ukraine sei nicht geplant. Konkrete Antworten auf die insgesamt 16 Fragen bekamen wir nicht. Auch nicht zu der Herkunft der Gelder, die F. in den letzten Monaten in Österreich investiert hat. Denn seit Juni ist er in Österreich groß ins Geschäft eingestiegen. Außer dem „Buffalino“ und dem frisch renovierten „Rubi“ zählt noch ein Lokal am Naschmarkt zu seinem Portfolio. Allein für die Immobile des „Buffalino“ flossen rund zwei Millionen Euro, das zeigt ein Blick ins Grundbuch.

Rubi Gersthofer Straße 30

Massive Beschwerden über Bauarbeiten

Und die Geschichte der neuen Betreiber erklären auch Erzählungen aus dem Haus Gersthofer Straße 30, die seit dem Sommer in der Redaktion von „Unser Währing“ ankommen, also dem Standort des „Rubi“. In der ehemaligen „Lounge Gersthof“ werde umgebaut – auch am Wochenende, spät am abends, ohne entsprechende Schutzmaßnahmen gegen Lärm und Staub.

Auch die Bezirksvorstehung bestätigt gegenüber dem „Datum“, dass es Beschwerden von Anrainern gab. Es sei ohne Rücksprache mit den anderen Parteien in die Allgemeinteile des Hauses eingegriffen worden. Der Zubau der neuen Pergola sei „erschütternd“, so der stellvertretende Bezirksvorsteher Robert Zöchling.

Israelische Küche im ehemaligen Stammlokal der „Identitären Bewegung“

Das „Rubi“ bietet israelische Küche – eine gewisse Ironie, war das Vorgängerlokal „Lounge Gersthof“ doch eines der Stammlokale der rechtsextremen „Identitären Bewegung“. Beim Besuch von „Unser Währing“ bot sich ein ähnliches Bild wie im Buffalino: Das Essen ist gut, die Einrichtung gediegen, die Preise etwas zu hoch. Auch hier ist das Personal beflissen, bemüht, schnell überfordert, auch hier sprachen bei unserem Besuch die meisten Mitarbeiter untereinander russisch. Auf die Nachfrage, welche Sprache da gesprochen werde, bekamen wir die Antwort: „Jüdisch“. An größerer Transparenz über die Hintergründer ihres Geschäfts sind die Betreiber offensichtlich nicht interessiert.

Die vollständige Geschichte über die Wiener Restaurantgruppe von Dmytro F. finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Datum„.

Mitarbeit: Bernhard Odehnal; Photos: Müller-Schinwald