In den Nächten der Pandemie war der in Währing lebende Amerikaner Danny LoCascio in Wien unterwegs um zu photographieren. Herausgekommen ist ein bemerkenswerter Bildband, der auch schon eine Art Zeitdokument ist. Wir haben mit ihm über die Entstehung des Buches gesprochen.
Ein Amerikaner in Währing
Sein Künstlername verrät schon viel über „DannyChicago“. Mit 30 wollte der Lehrer für ein paar Jahre aus dem heimatlichen Illinois hinaus in die weite Welt um an internationalen Schulen zu unterrichten. Geworden ist daraus ein ganzes Leben in der Ferne. Nach Aufenthalten in Malaysia, Marokko und Saudi-Arabien lebt er inzwischen seit mehr als 20 Jahren in Wien, genauer in Gersthof. Vor seiner Pensionierung an der amerikanischen Schule in Döbling unterrichtet. Inzwischen fühlt er sich in Währing heimischer als in seiner Geburtsstadt Chicago. Wien sei vielleicht nicht die aufregendste Stadt der Welt, aber auf jeden Fall die lebenswerteste.
Als Masken noch außergewöhnlich waren
Zu Beginn der Corona-Pandemie startete der passionierte Photograph ein Projekt. Nächtelang war er in der ganzen Stadt unterwegs um die leeren Straßen, Plätze und Parks zu fotografieren. Hin und wieder sind auf den Bildern auch Menschen zu sehen.
Damals sei es noch sehr außergewöhnlich gewesen jemanden mit einer Gesichtsmaske zu sehen, erinnert er sich im Gespräch mit „Unser Währing“. Dass Masken einmal zum Alltag gehören könnten, habe sich damals niemand vorstellen können.
Unheimliche Begegnungen beim Photographieren
In dem Buch sind Bilder aus der ganzen Stadt, aber auch einige aus Währing. Zum Beispiel ein menschenleerer Türkenschanzpark. In der Nacht müsse man sich Zeit nehmen um ein gutes Photo zu machen, sagt LoCascio. Die technischen Herausforderungen seien groß, für Schnappschüsse mit dem Smartphone sei es einfach zu dunkel.
Probleme habe es nie gegeben, obwohl damals in der Nacht offiziell noch Ausgangssperre herrschte. Hin und wieder sei es auch zu gruseligen Erlebnissen gekommen, zum Beispiel bei einer Aufnahme am Zentralfriedhof. Da habe sich plötzlich ein kleines Windrad auf dem Grab eines Kindes wie wild zu drehen begonnen, obwohl es völlig windstill war – warum das passierte, ist ihm bis heute ein Rätsel.
„Blues-Ball“ am 23. April
In den kommenden Monaten will sich Danny LoCascio wieder mehr seinem zweiten großen Hobby widmen, der Musik. Dabei sieht sich der Gitarrist und Sänger in der Tradition von Bob Dylan und anderen amerikanischen Folk-Musikern. Auf seiner Homepage hat er gerade einen neuen Song veröffentlicht, das Anti-Kriegs-Lied „Russian Soldier“. Mehr Lieder findet man auf seinem Youtube-Kanal. Und er hofft, endlich wieder öfter auftreten zu können. Am 23. April findet der „Blues-Ball“ im Wiener Stadtbräu statt. Denn die Pandemie war zwar eine gute Zeit um Photos von leeren Straßen zu machen. Mehr Freude gibt es aber bei einem Konzert vor echten Menschen.
Lockdown: Vienna Nights in the Time of Corona. 14,99 Euro
Zu beziehen am besten über die Homepage: www.dannychicago.com
Photos: Locascio, Müller-Schinwald