Bezirksvertretung: So hat Währing 2025 gewählt

Bezirksvertretung Währing 2025
Bezirksvertretung Währing 2025

Bei den Wahlen zur Bezirksvertretung 2025 haben die Grünen in Währing einen Erdutschsieg errungen. Wir schauen uns das Wahlergebnis genauer an und analysieren, welche Folgen es für die politische Arbeit im Bezirk haben wird. Und wir erklären, warum Währing dringend eine ernsthaftere Opposition verdient hat.

Grüne gewinnen in ganz Währing, Hochburgen der ÖVP und NEOS in Pötzleinsdorf

Wirft man einen Blick auf die Karte der 38 Wahlsprengel in Währing ist der Bezirk fast durchgängig grün, vom Wienerwald über Gersthof und das Cottage bis zum Gürtel. Auch in ehemaligen ÖVP-Hochburgen haben sich die Grünen heuer durchsetzen können. Am stärksten sind sie im Kreuzgassenviertel, dort hat gut die Hälfte aller WählerInnen für die Grünen gestimmt. Den höchsten Wert gibt es im Sprengel rund um den Johan-Nepomuk-Voglplatz mit 51,25%. Die SPÖ hat immerhin zwei Sprengel gewinnen können: Beim Pensionistenheim an der Türkenschanze mit 40,2% und rund um den Gemeindebau Lindenhof mit 31,1%. Beim Lindenhof hat übrigens auch die FPÖ ihr bestes Ergebnis im Bezirk mit 22,37%.

Alle anderen Parteien haben keinen einzigen Sprengel gewinnen können. Die ÖVP ist vor allem in Pötzleindorf stark, ihr stärkstes Ergebnis hat sie dort mit 29,9 Prozent im Sprengel rund um die Kreuzung Bastiengasse-Naafgasse-Wallrißstraße. Die Hochburgen der NEOS sind ebenfalls im äußerst westlichen Pötzleinsdorf, dort erreichen sie ihr bestes Ergebnis mit 16,57 Prozent. Die KPÖ hingegen, die es erstmals in das Bezirksparlament geschafft hat, hat ihr bestes Ergebnis ganz am anderen Ende des Bezirks. 6,05 Prozent erreicht sie im Sprengel rund um die Kreuzung Kreuzgasse-Gürtel.

Grüne haben fast die absolute Mehrheit im Bezirksparlament

Im Bezirksparlament haben die Grünen ihren ohnehin großen Vorsprung weiter ausbauen können, sie halten jetzt 19 der 40 Mandate. Um das Bezirksbudget oder große Projekte beschließen zu können, brauchen sie daher nur mehr die Stimmen einer einzigen zusätzlichen Partei. Die FPÖ hat zwei Mandate dazu gewonnen, die NEOS eines. Die ÖVP hat hingegen vier Mandate verloren, die SPÖ ein Mandat. Das Bündnis KPÖ+Links hat ein Mandat – für einen eigenen Club wäre aber noch ein weiteres Mandat nötig gewesen, es gibt daher kein Stimmrecht in den Kommissionen und Ausschüssen. Der Handlungsspielraum der KPÖ im Bezirksparlament wird daher überschaubar bleiben.

Mehr als doppelt so viele Stimmen wie die ÖVP

Noch deutlicher wird der große Vorsprung der Grünen wenn man sich die absoluten Zahlen anschaut. Mit 10.639 Stimmen haben sie etwa 2,5 Mal mehr WähringerInnen von sich überzeugen können als die zweitplatzierte ÖVP. Bei der Wahl vor zehn Jahren war es noch ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen, diesmal sind die Türkisen sehr weit abgeschlagen. Unter ferner liefen auch die Kleinparteien: WFW hätte mindestens vier Mal so viele Stimmen erreichen müssen um ein Mandat zu bekommen, das Team HC Strache hat überhaupt nur 75 Stimmen bekommen, noch einmal deutlich weniger als bei der letzten Wahl.

Silvia Nossek und ihr Team können den bisherigen Kurs fortsetzen

Der große Vorsprung hat auch die Grünen selber überrascht. Vor der Wahl hatten sie damit gerechnet das Ergebnis halten zu können, eventuell mit einem kleinen Minus. Der Zuwachs von noch einmal vier Prozentpunkten macht deutlich, dass die Vision der Grünen bei den WählerInnen angekommen ist: Währing soll klimafit gemacht und der öffentliche Raum entsprechend umgestaltet werden. Laut dem Programm der Grünen sollen als nächstes der Aumannplatz und die Gentzgasse angegangen werden. Dazu kommen Maßnahmen für ein besseres Miteinander im Bezirk, Förderung für Kulturveranstaltungen und Maßnahmen, um das Einkaufen vor Ort noch attraktiver zu machen. Das Wahlergebnis ist als klarer Auftrag an Silvia Nossek und ihr Team zu verstehen, diesen Kurs fortzusetzen.

ÖVP: Währing hat sich eine bessere Opposition verdient!

Das Wahlergebnis macht eines klar: Währing braucht eine seriösere und professionellere Opposition. Nicht alle im Bezirk sind mit der grünen Bezirksvorstehung und ihren Maßnahmen einverstanden. Die ÖVP hat diese Unzufriedenen aber im Stich gelassen und ihnen in der politischen Alltagsarbeit keine Stimme gegeben. Show-Politik, aggressive Konfrontation, persönliche Angriffe und das Fehlen einer Zukunftsvision haben dazu geführt, dass die Türkisen überall im Bezirk abgestürzt sind. Die NEOS haben hingegen auf konstruktive Mitarbeit gesetzt. So sind sie der ÖVP in ihren bisherigen Hochburgen in Pötzleinsdorf und Gersthof schon recht nahe gekommen.

Ob den Türkisen mit dem derzeitigen Führungspersonal ein Politikwechsel gelingt, ist mehr als fraglich. Aufgrund des Wahlergebnisses steht der ÖVP übrigens automatisch der Posten des stellvertretenden Bezirksvorstehers zu, bisher war das Oliver Möllner. Der Posten wird monatlich mit mehr als 5.100 Euro honoriert. Für dieses Geld können sich die Währingerinnen und Währinger eigentlich eine bessere Leistung erwarten.

Grüne sind auch bei Vorzugsstimmen weit vorne

Die große Beliebtheit der Grünen zeigt sich auch bei den Vorzugsstimmen. Die Hälfte der Währinger Top-10-Liste entfällt auf KandidatInnen der Grünen. Mit sehr großem Abstand liegt Bezirksvorsteherin Silvia Nossek an erster Stelle. Im Wienweiten Vergleich liegt Nossek damit übrigens am zweiten Platz. Mehr Vorzugsstimmen hat nur der Bezirksvorsteher von Floridsdorf Georg Papai bekommen. Sein Bezirks hat allerdings drei Mal so viele Einwohner wie Währing.

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Bilder: Unser Währing