Im Mai startet der Bezirk am Aumannplatz einen mehrmonatigen Beteiligungsprozess. Dabei sollen die Grundlagen für eine Umgestaltung des Platzes entstehen. Am Mittwoch wurde in der Bezirksentwicklungs-Kommission ein erster Bericht der Gebietsbetreuung vorgestellt.
Viele Möglichkeiten, einige Herausforderungen
Der Aumannplatz hat sehr viel Potential aber auch einige Problemfelder – das ist kurz zusammengefasst das Ergebnis der „Funktions- und Sozialraumanalyse“, die die Gebietsbetreuung in den letzten Monaten durchgeführt hat. Den Auftrag dafür hat sie vom Bezirk bekommen, weitere Untersuchungen sollen folgen. Dazu kommt ein mehrmonatiger Beteiligungsprozess direkt am Platz. Ab Herbst soll dann gemeinsam mit einem Planungsbüro ein Konzept für eine Neugestaltung entwickelt werden.
Einigkeit zwischen NEOS, SPÖ und Grünen
Die WähringerInnen hätten so die Möglichkeit ihre Ideen einzubringen, damit der Aumannplatz zu einer Art zweitem Wohnzimmer wird, schreibt Mischa Trinko, Clubobmann der SPÖ, in einer gemeinsamen Aussendung der drei Fraktionen. NEOS-Clubobmann Johannes Mühlbacher erklärt, das Projekt sei eine großartige Chance für alle Menschen im Bezirk, ihren Lebensraum aktiv mitzugestalten.
Marcel Kneuer von den Grünen betont, es sei wichtig dass jetzt alle politischen Kräfte an einem gemeinsamen Strang ziehen und nicht einzelne Parteien ihr eigenes Süppchen kochen.
Kunstinstallation und „Forum Aumann“ jeden zweiten Dienstag
Den Rahmen für das Beteiligungskonzept bildet eine Kunstinstallation der „Kulturdrogerie„, die gemeinsam mit der Gebietsbetreuung eingerichtet wird. Die Eröffnung findet Ende Mai statt und wird bis Oktober andauern. Am Platz wird eine Info- und Ideenbox installiert, jeden zweiten Dienstag ist ein „AUMANN Jour fixe“ geplant. Außerdem wird es eine eigene email-Adresse und eine Telefonnummer geben, bei denen Vorschläge eingebracht werden können.
Geplant ist eine Vielzahl von Aktivitäten, zum Beispiel ein Workshop mit dem botanisch versierten Apotheker am Platz, um die Artenvielfalt zu erheben; ein mobiler Spielgarten mit Minigolf, Lauftrack und Wasserspiel; Musikgruppen können am Platz proben; die Wiese in der Mitte wird für das Betreten geöffnet und noch einiges mehr – wir werden in den kommenden Monaten darüber berichten.
Studie zur Nutzung des Platzes läuft schon länger
Die Bezirksvertretung hatte im vergangenen Jahr eine umfangreiche Analyse des Platzes in Auftrag gegeben. Dazu gehört unter anderem eine Verkehrszählung, die demnächst durchgeführt wird. Der Aumannplatz sei wunderschön angelegt und gestaltet, erklärt Bezirksvorsteherin Silvia Nossek. Das Verkehrskonzept stamme aber noch aus den 1980ern und sei stark in die Jahre gekommen. Derzeit sei der Platz ein Art großer Kreisverkehr mit breiten Straßen rund um eine grüne Mitte. Die Neugestaltung sei eine Herausforderung, weil viele verschiedene Interessen beachtet werden müssen. Die Lage des Platzes, in der Mitte zwischen den alten Ortskernen von Währing und Weinhaus, prädestiniere ihn aber das Herz des Bezirks zu sein.
Ob die Ergebnisse der Funktions- und Sozialraumanalyse veröffentlicht werden, ist noch unklar. Bezahlt worden ist die Forschungsarbeit von der Stadt, die müsse daher über eine mögliche Veröffentlichung entscheiden. Nossek will sich aber dafür einsetzen, dass die Ergebnisse der Analyse allgemein zugänglich gemacht werden.
ÖVP scherte aus gemeinsamen Projekt aus
Die Neugestaltung des Platzes hatte im Herbst für großen politischen Ärger im Bezirk gesorgt. Ursprünglich wollten alle Fraktionen die Neugestaltung gemeinsam planen. Dann scherte die ÖVP aus und präsentierte alleine ein Mitbestimmungsprojekt für die Neugestaltung des Platzes. Auf einer entsprechenden Homepage konnte man Vorschläge einbringen. Das Problem dabei: Um die Vorschläge einzureichen, musste man damals der ÖVP die Erlaubnis erteilen Werbe-Mails vom „Team Gernot Blümel“ zu bekommen.
„Unser Währing“ hat im September einen Vorschlag abgeschickt. Was mit dem Vorschlag passierte, ist völlig unklar. Dafür sind in unserer Mailbox eine ganze Reihe von Werbemails des „Team Blümel“ eingegangen, die mit dem Bezirk nicht das geringste zu tun hatten. Seit dem Abgang von Blümel aus der Politik hat immerhin das aufgehört. Von den anderen Parteien gab es dazu den Vorwurf, es gehe nur darum email-Adressen zu keilen. Die ÖVP betonte zuletzt, die Möglichkeit Vorschläge einzubringen sei seit damals erweitert worden. In den letzen Monaten sollen demnach mehr als 120 Vorschläge bei ihr eingegangen sein. Ob ein professionell aufgesetzter Beteiligungsprozess so aussieht, sei dahingestellt. Und die Doppelgleisigkeit wird auch zu Unklarheiten und damit zu Frustration bei der WähringerInnen führen.
Nachtrag: Auch die ÖVP hat inzwischen eine eigene Presseaussendung ausgeschickt. Darin heißt es unter anderem: „Es ist schön, dass nun auch alle anderen Parteien erkannt haben, wie wichtig die Umgestaltung ist und nun die Bewohnerinnen und Bewohner am Wort sind.“ Tatsächlich hat sich die Bezirksentwicklungs-Kommission schon vor einem Jahr für eine Umgestaltung des Platzes ausgesprochen und die Grundlage für ein Beteiligungsprojekt gelegt. Weiters heißt es darin: „Es müssen nun endlich alle Parteien an einem gemeinsamen Strang ziehen.“ Tatsächlich hat die ÖVP im vergangenen Herbst die gemeinsame Linie verlassen und damit die anderen Parteien vor den Kopf gestoßen.
Photos: Müller-Schinwald