Corona: Ältere Menschen im Bezirk brauchen mehr Unterstützung

Barbara Ruhsmann Seniorenbeauftragte Währing

Eine eigene Corona-Hotline für Menschen über 65 fordert Barbara Ruhsmann, die neue SeniorInnenbeauftragte des Bezirks. Viele alleinstehende PensionistInnen seien noch nicht für die Impfung angemeldet. Im Gespräch mit „Unser Währing“ erklärt sie, was sie im Bezirk für ältere Menschen verbessern will.

Viele Über-75-Jährige haben noch keinen Impftermin

Die Corona-Impfung ist bei ihren Unterhaltungen mit älteren Menschen im Moment das wichtigste Thema, erzählt Barbara Ruhsmann. Die Bezirksrätin der Grünen ist seit Jahresbeginn auch ehrenamtliche SeniorInnenbeauftragte des Bezirks. Seit sie ihr Amt übernommen hat, stehe ihr Telefon fast nicht mehr still, dutzende Gespräche habe sie seither geführt.

Und sie spürt eine große Verunsicherung beim Umgang mit der Pandemie: Gerade habe sie mit einer 88-jährigen Frau telefoniert, die noch immer nicht für die Impfung angemeldet ist. Bei der Hotline 1450 habe sie nach einer dreiviertel Stunde in der Warteschleife aufgegeben. Und sie habe keine Verwandten, die ihr bei der Anmeldung über das Internet helfen können. Andere SeniorInnen hätten zwar Impftermine, wüssten aber nicht wie sie zu den Impf-Orten kommen sollen.

Wie komme ich zur Impfung, wenn ich nicht mobil bin?

  • Es besteht die Möglichkeit einer Impfung zuhause – dazu sind jeden Tag zehn mobile Impfteams in der Stadt unterwegs. Das muss bei der Impfanmeldung entsprechend angegeben werden.
  • Es gibt die Möglichkeit einen Fahrtendienst zu bestellen. Damit die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden, ist ein „grüner Verordnungsschein“ des Hausarztes nötig.
  • Über den Fonds Soziales Wien und Pflegedienste können Begleitungen organisiert werden – die Kosten sind hier von Fall zu Fall unterschiedlich.
  • Alle Informationen über die Corona-Impfung finden Sie auf der entsprechenden Seite der Stadt Wien, zur Impfung anmelden können Sie sich auf der Seite des Wiener Impfservice und bei der Hotline 1450

Ältere Menschen sind eine Ressource, keine Belastung

Bei ihren Gesprächen habe sie zwei Dinge gemerkt, sagt Ruhsmann: Auf der einen Seite haben viele SeniorInnen im Bezirk großen Bedarf nach Gesprächen. Und auf der anderen Seite können jüngere Menschen daraus viel mitnehmen: Wie hat der Bezirk in der Kindheit der heutigen Pensionisten ausgesehen, also vor der Umbau in eine autogerechte Stadt? Wie haben die Menschen früher ihren Alltag organisiert? Und wie haben sie auf Krisen reagiert? Von diesen Erfahrungen könne man sich Ideen und Inspirationen für heute holen.

Die Erzählungen schärfen den Blick dafür, dass Währing nicht immer so war, wie es heute ist – und dass sich der Bezirk auch künftig verändern wird. Ruhsmann prüft gerade, ob sogenannte Erzähl-Cafes in Währing eingerichtet werden können, also Treffpunkte zum Tratschen zwischen jüngeren und älteren Leuten, die es in anderen Bezirken bereits gibt.

Barbara Ruhsmann bei der Angelobung der Bezirksvertretung

So können Sie die SeniorInnenbeauftragte Barbara Ruhsmann erreichen:

barbara.ruhsmann@gruene.at

Telefon: 01 4000 18116

Derzeit leben in Währing 9.100 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Der Altersschnitt ist etwas höher als der Wiener Durchschnitt. Dafür sei der Anteil derer, die selbstständig und nicht in Heimen wohnen in Währing größer als im Rest der Stadt, sagt Ruhsmann.

Gemeinsam aktiv bleiben: Vom E-Bike bis zum Ehrenamt

Die Stadt Wien biete ein umfangreiches Netz zur Unterstützung älterer Menschen, das sei gut und wichtig. Es handle sich bei ihnen aber nicht um hilfsbedürftigen Bittsteller. Vor allem jüngere Pensionistinnen und Pensionisten sind sehr aktiv und wollen sich nach dem Ende des Berufslebens für die Gesellschaft einsetzen.

Für diese Gruppe will Ruhsmann Unterstützung anbieten, zum Beispiel wenn es darum geht, sich ehrenamtlich zu engagieren. Sie will außerdem die Angebote des Bezirks ausbauen und nennt ein Beispiel: Im letzten Jahr haben sich viele ältere Menschen E-Bikes gekauft, um in der Stadt mobil zu bleiben – hier wäre ein gemeinsamer Workshop möglich, um auf Fragen und Probleme einzugehen.

Aus der Obersteiermark nach Währing

Ruhsmann ist auf einem Bauernhof im Bezirk Kapfenberg aufgewachsen und lebt seit mehr als dreißig Jahren in Wien. In den letzten fünf Jahren war sie Vorsitzende der Bezirksvertretung, also quasi die Nationalratspräsidentin des Bezirks. Das Amt der SeniorInnenbeauftragten übt sie ehrenamtlich aus.

Beruflich ist Ruhsmann beim Forum für Wohnbaupolitik tätig. Die Gemeindebauten im Bezirk sind ihr daher ein großes Anliegen. Und neben der Politik für ältere Menschen hat sie ein andere großes Ziel für Währing: Der Bezirk soll zum Best-Practice-Modell für Solarenergie werden.

Veit-Ruhsmann-Nowy-Schwarz

Beauftragte für den BürgerInnenkontakt in Währing

Ruhsmann ist nur eine von mehreren Beauftragten im Bezirk, die den Kontakt mit den BürgerInnen verbessern sollen: Jakob Veit ist Ansprechpartner für Suchtfragen, Bernardo Novy ist für Jugendthemen zuständig und Guido Schwarz kümmert sich um die Nahversorgung.

Photos: Valentin Baubinder / MBA18 und Luiza Puiu.