Unter dem Titel „Frauenorte Währing“ erinnert eine Ausstellung im Amtshaus an 12 Frauen, die im Bezirk und weit darüber hinaus ihre Spuren hinterlassen haben.
Pionierinnen in ihren Bereichen
Ohne die Arbeit der Pötzleinsdorferin Ilse Arlt (1876-1969) würde es die moderne Sozialarbeit in Wien nicht geben, erzählt Marietta Ranzmayer, eine der Gestalterinnen der Ausstellung „Frauenorte Währing“. Für sie als gelernte Sozialarbeiterin sei es besonders spannen gewesen zu erfahren, dass sie aus dem gleichen Bezirk komme. Das schlage eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Arlt ist eine von 12 Frauen, die in der neuen Ausstellung im Amtshaus vorgestellt werden. Die Hintergründe sind verschieden. Was sie eint ist, dass sie in ihren Arbeitsbereichen wichtige Beiträge geleistet haben oder überhaupt die ersten Frauen gewesen sind.
Können Frauen Richter-Talare tragen?
Eine dieser Pionierinnen war Margarete Heimberger-Tanzer, erklärt Co-Ausstellungsgestalter Jakob Veit. Geboren 1916 begann sie in den 1930ern Jus zu studieren, wurde während der NS-Herrschaft aber von der Universität geworfen. Nach 1945 setzte sie ihr Studium fort und wurde schließlich erste Strafrichterin an einem österreichischen Gericht. Davor musste sie gegen aus heutiger Sicht absurde Vorurteile ankämpfen. Etwa den Vorwurf dass Frauen aufgrund ihre Körperbaus keine Talare tragen und daher nicht als Richterinnen arbeiten können.

Ausgangspunkt für Spaziergang aus Währing
Für die Ausstellung haben die beiden GestalterInnen Frauen ausgewählt, die eine tiefe Beziehung zum Bezirk haben und nicht nur ein paar Jahre hier gelebt haben. Im Folder der Ausstellung ist auch eingezeichnet, wo sie gelebt oder gewirkt haben. Er kann als Leitfaden für einen Spaziergang vom Gürtel (Arbeitsplatz von Auguste Fickert in der Schulgasse) über Gersthof (Wohnort der Schriftstellerin Ruth Mayenburg) bis hinter den Pötzleinsdorfer Schloßpark sein (Wohnort der Widerstandskämpferin Hilde Hannak). Die Schautafeln wurde von Eleonore Kronsteiner gestaltet, auch das Büro der Bezirksvorsteherin Silvia Nossek hat sich bei der Vorbereitung und Recherche intensiv eingebracht.
Auch in schwierigen Zeiten kann Engagement etwas bewirken
Ausgangspunkt für die Ausstellung war eine Studie der Historikerin Petra Unger, die im Auftrag des Bezirks die Lebensläufe von einhundertneun Frauen aus Währing recherchiert hat. Am bekanntesten sind Gertrude Fröhlich-Sandner (1926-2008), die erste Wiener Vizebürgermeisterin und Auguste Fickert (1855-1910). Der Sozialreformerin und Frauenrechtlerin ist sogar ein Denkmal im Türkenschanzpark gewidmet. Beschrieben wird aber auch das Leben von Künstlerinnen, Pädagoginnen, Ärztinnen und Historikerinnen. Viele von ihnen hätten in politisch und gesellschaftlich schwierigen Zeiten gelebt, sagt Jakob Veit, und hätten trotzdem viel bewegt. Die Frauen seien ein Vorbild, dass man auch in schwierigen Zeiten nicht aufgeben dürfe.

Ausstellung Frauenorte Währing
Erdgeschoss des Amtshauses, Martinstraße 100
5.März – 30.September,
Mo-Fr 7:30-15.30, Do 7.30-17.30
Eintritt frei
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Bilder: Unser-Währing.at