Ein Jahr nach der Eröffnung des erweiterten Kutschkermarktes gibt es von den vier neuen ständigen Standeln noch immer keine Spur. Das Marktamt kann weiterhin keinen klaren Termin nennen. Und unter den Geschäftsleuten in der Umgebung brodelt es.
Ein Jahr Stillstand am Kutschkermarkt
Genau vor einem Jahr wurde der neue erweiterte Kutschkermarkt eröffnet. Die für Märkte zuständige Stadträtin Uli Sima war extra nach Währing gekommen, ebenso der Marktsprecher des kleinen Koalitionspartners NEOS, Markus Ornig. Vier neue fixe Stände sollten den Markt erweitern und das Angebot vielfältiger machen, hieß es beim Pressegespräch mit eigenem Phototermin. Doch ein Jahr später ist von den fixen Ständen noch immer nichts zu sehen. Erst hieß es auf unsere Nachfragen, es seit mit einer Eröffnung am Ende des Frühlings zu rechnen, dann war die Rede von den Sommerferien. Auf unsere erneute Anfrage beim Marktamt im August haben wir dann gar keine Antwort mehr bekommen. Der Ärger bei den Betrieben und in der Bezirksvorstehung wird auf jeden Fall von Woche zu Woche größer. Denn das Marktamt, das für die Vergabe der Stände zuständig ist, zeigt an der Weiterentwicklung des Kutschkermarktes offensichtlich kein großes Interesse.
Bezirksvorstehung drängt auf rasche Erledigung der Verfahren
Dabei steht schon seit spätestens März 2023 fest, dass es hier neue fixe Stände geben wird. Bezirksvorsteherin Silvia Nossek erklärt im Gespräch mit „Unser-Währing.at“, sie habe von Anfang an versucht, dass die Vergabe und die Errichtung der neuen Stände möglichst rasch erfolgen soll. Sie habe das Marktamt sehr gedrängt, dass die Verfahren schnell abgeschlossen werden sollen. Der Bezirk habe auch vorgeschlagen den neuen Standlern eine Frist zu setzen, bis zu der die Stände tatsächlich eröffnet werden müssen. Passiert sei das aber nicht. Zur Erklärung: Die Bezirksvorstehungen sind dem Marktamt gegenüber nicht weisungsberechtigt und können bei der Vergabe der Standeln auch nicht mitentscheiden.

Stadtpolitik auf Tauchstation
Wir wollten von den zuständigen Stadtpolitikern wissen, was wie von den ständigen Verzögerungen am Kutschkermarkt halten – entsprechende Pressetermine und Phototermine gab es im Vorjahr ja mehrere. Dazu haben wir eine Liste mit konkreten Fragen zu Terminen, Fristen und Genehmigungen geschickt.
Das Büro der für die Märkte zuständigen Stadträtin Ulli Sima hat uns keine eigene Antwort erteilt und die Anfrage an das Marktamt weitergeleitet.
Und der Marktsprecher der NEOS, Markus Ornig, ist ebenfalls nicht wirklich auf unsere konkreten Fragen eingegangen. Er schreibt: „Die Attraktivierung, Belebung und Weiterentwicklung der Wiener Märkte ist dank der NEOS ein fixer Bestandteil des Koalitionsprogramms der Fortschrittkoalition. “ Und er betont, dass es den NEOS ein großes Anliegen sei, „dass die Wiener Märkte ein vielfältiges und reichhaltiges Angebot bieten und alle Marktflächen bewirtschaftet werden.“
Marktamt: Weiter keine konkreten Termine für die vier Stände
Auch die Antwort des Marktamtes, bleibt weitgehend kryptisch, was den weiteren Terminplan angeht. Darin heißt es: „Der Wunschtermin Sommer 2024 wurde leider von den 4 neuen Marktunternehmen nicht eingehalten. Aber: Von den 4 Ständen steht ja bekanntlich bereits das Unternehmen Takan mit dem beliebten Fischrestaurant in einem provisorischem „Air-Steam-Stand“. Auch diverse Medien haben schon von der vorzüglichen Fischküche berichtet. Die Aufstellung des Standes mit den asiatischen Produkten ist für Mitte Oktober geplant. Laut Marktstandler*innen hat sich jeweils die Produktion der Stände verzögert, handelt es sich doch um sehr ausgeklügelte, hochwertige, transportable Verkaufs- bzw. Gastrostände auf Maß.“
Unruhe unter den Geschäftsleuten über das Markt-„Amt“
Hört man sich bei den Geschäftsleuten am Markt um, klingt das schon deutlich anders. Allerdings: Niemand will namentlich zitiert werden oder als Informant erkennbar sein. Die Sorge, dass das Marktamt auf Kritik nicht positiv reagiert, ist groß. In den Gesprächen ergibt sich das Bild, dass das Marktamt sich vor allem als „Amt“ versteht, Anträge bis zum Ende der Frist liegen lässt und erst im letzten Moment ablehnt – ohne entsprechende Hilfestellung, wie ein bewilligungsfähiger Antrag aussehen könnte. Das Marktamt sehe sich offenbar nur als Kontroll-Behörde und zeige keine Initiative den Markt als Ganzes zu verbessern – ähnlich schaut es übrigens auch auf den beiden anderen Währinger Märkten aus. Ein gewisses Unverständnis herrscht außerdem, was die Vergabe der Stände angeht.
Ärger bei AnrainerInnen über neue Müllpresse am Kutschkermarkt
Ärger über das Marktamt gibt es auch bei den Anrainern. Hauptgrund ist die neue Müllpresse, die im Sommer in der Verlängerung der Maynollogasse errichtet worden ist und bei der es von Anfang an Probleme gegeben hat. Das betrifft vor allem den Geruch. Anrainer berichten, dass der Gestank so unerträglich war, dass sie nur mit Räucherstäbchen hätten lüften können. Auf unsere damalige Anfrage hat das Marktamt nicht geantwortet. Gegenüber den Anwohnern hieß es, es handle sich um Probleme mit der Bedienung der Presse und Fehler bei der Mülltrennung. Inzwischen hat sich das Problem gelegt – laut der Meinung einiger AnrainerInnen aber vor allem deshalb, weil die Temperaturen gesunken sind – also nur eine vorübergehende Erleichterung bis zum kommenden Frühjahr.
Umbau hat funktioniert und wird gut angenommen
Das ist umso ärgerlicher als der eigentliche Umbau des Kutschkermarktes und der Schulgasse im Zeitplan und weitgehend problemfrei verlaufen ist. Die meisten Bäume und Büsche, im Lauf des Jahres gepflanzt wurden, sind gut angewachsen und bereits nach einem Jahr kann man spüren, wie sich das Grätzl rund um den Markt verändert hat. Die hohe Inflation und die schlechte wirtschaftliche Lage sind für die Standeln am Kutschkermarkt aber eine Belastung. Die fehlende Unterstützung des Markt-„Amtes“ macht die Situation alles andere als besser.
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Bilder: Unser-Währing.at, PID/Christian Fürthner