Die Wahl für das Bezirksparlament haben in Währing einen Erdrutschsieg für die Grünen und Silvia Nossek gebracht. Sie haben 43,03 Prozent der Stimmen erreicht und sind damit mehr als doppelt so stark wie die zweitplatzierte ÖVP. Sie haben jeden einzelnen Bezirksteil mit deutlichen Mehrheiten für sich entschieden.
Grüne gewinnen in fast allen Wahlsprengeln
Auf der Karte der Wahlergebnisse ist Währing fast einheitlich grün – die Grünen haben überall im Bezirk gewonnen, mit Ausnahme des Sprengels rund um den Gemeindebau Lindenhof in der Kreuzgasse und des Sprengels beim Pensionistenheim an der Türkenschanze. Im mehreren Sprengeln im Kreuzgassenviertel haben sie mehr als 50% der abgegeben Stimmen erhalten. Aber auch in den ehemaligen ÖVP-Hochburgen im Cottage oder Pötzleinsdorf liegen die Grünen überall an erster Stelle. Das Ergebnis ist eine klare Bestätigung des Kurses von Bezirksvorsteherin Silvia Nossek, die konsequent daran gearbeitet hat, Währing klimafit zu machen und den Bezirk entsprechend umzugestalten. Dieser klaren Vision konnten die anderen Parteien offenbar nur wenig entgegensetzen.

ÖVP: Abfuhr für Fundamental-Opposition und Wünsch-Dir-Was-Wahlkampf
Die ÖVP hat in den letzten fünf Jahren hingegen auf Fundamental-Opposition gesetzt. Der heftige Konfrontationskurs wurde auch auf persönlicher Ebene ausgetragen – so hat die ÖVP die Gesprächskanäle nicht nur mit den Grünen sondern auch mit den anderen Parteien schwer beschädigt. Politisch umsetzen konnte sie deshalb praktisch überhaupt nichts. Im Wahlkampf hat die Partei außerdem das Blaue – oder Türkise – vom Himmel versprochen, oft unabhängig von den tatsächlichen Kompetenzen des Bezirks. Auf Social Media setzte die Partei auf einen Persönlichkeits-Wahlkampf für Spitzenkandidat Oliver Möllner, bei dem die Grenzen der Peinlichkeit mehr als überschritten wurden. Für diesen Kurs hat die ÖVP eine kräftige Ohrfeige verpasst bekommen. Vor zehn Jahren lagen ÖVP und Grüne noch gleichauf. Heute sind die Grünen doppelt so stark.
Es wird spannend, welche personellen und inhaltlichen Konsequenzen die Währinger Türkisen aus dieser massiven Niederlage ziehen werden.
SPÖ: Lachendes und weinendes Auge am Wahltag
Die SPÖ kann sich in Währing über ein gutes Ergebnis für den Landtag freuen – für Bezirks- und Landesebene gibt es ja unterschiedliche Stimmzettel. Bei dieser landesweiten Wahl ist die SPÖ in Währing mit mehr als 32% deutlich auf dem ersten Platz gelandet und hat auch dazugewonnen – für das Wiener Gesamtergebnis der SPÖ haben die Währinger also einen höheren Anteil beigetragen als zuletzt. Auf Bezirksebene ist das Ergebnis hingegen enttäuschend, noch schlechter als das ohnehin schlechte Ergebnis vor fünf Jahren. Und das, obwohl die SPÖ im Bezirk konstruktiv mitgestalten hat und auch viele Projekte umsetzen konnte.

NEOS: Hochburgen in Gersthof und Pötzleinsdorf
Gersthof und Pötzleinsdorf haben sich zu neuen Hochburgen der NEOS entwickelt. Bei der EU-Wahl hat sie hier in mehreren Sprengeln den ersten Platz erreicht und auch diesmal sehr gut abgeschnitten. In den letzten Jahren haben sich die NEOS mit viel Einsatz in die Bezirksarbeit eingebracht und einige Vorhaben durchsetzen können, zum Beispiel ein partizipatives Bürgerbudget im Rahmen des „Klimateam. Für die Pinken hat sich das offenbar ausgezahlt, sie werden künftig mit einem vierten Mandat im Bezirksparlament vertreten sein. Damit hätten sie gemeinsam mit den Grünen eine Mehrheit.
FPÖ stärker, KPÖ neu im Bezirksparlament
Die FPÖ hat sich in Währing von ihrer Schlappe bei der letzten Wahl teilweise erholen können und wird künftig wieder drei Mandatare im Bezirksparlament stellen – vor dem Absturz im Zuge des Ibiza-Skandals hatten sie meistens vier Mandate. Damit stellen sie wieder einen eigenen Club mit mehr Rechten und Möglichkeiten – unter anderem kann die FPÖ jetzt wieder in Ausschüßen des Bezirksparlaments mitstimmen. Den Clubstatus bekommen Parteien ab dem zweiten Mandat – das hat KPÖ+Links verfehlt, die neu in das Währinger Bezirksparlament einziehen. Es wird spannend, wie sie die politische Arbeit hier angehen werden.
Keine Chance für Kleinparteien
Weit abgeschlagen sind die anderen Kleinparteien. Die Liste HC Strache hat es nicht einmal geschafft einen einzigen(!) Kandidaten aufzustellen, der tatsächlich in Währing wohnt. Dementsprechend hat sie hier auch praktisch Wähler gefunden und landet bei X . Und die Liste „Wir für Währing“ hat zur Kenntnis nehmen müssen, das Bezirkspolitik mehr bedeutet, als im Internet herumzustänkern. In der Öffentlichkeit aufgetreten ist „Wir“ ironischerweise nur mit einer einzigen Person, Wolfgang Sigmund, dem Gründer einer Facebook-Liste. Er konnte 143 WählerInnen von sich überzeugen – für ein Mandat hätte er mehr als vier Mal so viele gebraucht.
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Mobilität und Verkehr in Währing
Bilder: Unser Währing, wien.gv.at, Grüne Währing