Neues Leben für die Villa Rezek

Villa Rezek Straßenseite

Sie gilt als eines der architektonisch bedeutendsten und zugleich mysteriösesten Gebäude der 1930er in Wien: Die Villa Rezek in Pötzleinsdorf. Nachdem das Haus lange leer stand und verfiel, wird es jetzt aufwändig renoviert.

Von der Straße aus sieht das Haus in der Wilbrandtgasse wenig spektakulär aus: Eine glatte Fassade, die in den letzten Jahren immer weiter heruntergekommen ist. Auf der Südseite zeigt sich aber eine spektakuläre Gestaltung mit großen Fenstern und Terassen. Es ist eines der wenigen Häuser das im diesem Stil in Wien gebaut wurden und bis heute weiter besteht. Obwohl das Gebäude unter Denkmalschutz steht, war die Zukunft dieses Architekturdenkmals lange ungewiss.

Schüler von Loos und Fabiani

Gebaut wurde es in den Jahren 1932/33 vom Architekten Hans Glas, der an der TU Wien bei Adolf Loos und Max Fabiani studiert hatte. In Wien hat er außerdem einen großen Gemeindebau am Handelskai gebaut. Nachdem er vor den Nationalsozialisten aus Österreich flüchten musste, entstanden außerdem eine Reihe von Gebäuden in Indien.

Auch die Auftraggeber konnten die Villa nicht lange genießen. Wegen ihrer jüdischen Herkunft musste das Ärzte-Ehepaar Phillip und Anna Rezek aus Wien flüchten und konnten nicht viel mehr als das blanke Leben retten. Das Haus wurde „arisiert“, also von den Nazis beschlagnahmt.

Architekt Eisenköck: Möglichst originalgetreu wieder herstellen

Nach dem Krieg wechselte es mehrmals den Besitzer. Im neuen Jahrtausend wollte der damalige Eigentümer das Haus in eine „Luxusimmobilie“ umbauen und ließ dafür den Großteil des Interieurs herausreißen und entsorgen, bevor der Plan wieder ad acta gelegt wurde und das Haus mehrere Jahre leer stand. 2010 wurde es schließlich unter Denkmalschutz gestellt.

Der aktuelle Eigentümer beauftragte schließlich den Architekten Max Eisenköck damit, das Haus möglichst originalgetreu wieder herzustellen. Eine große Herausforderung: Architekturhistoriker vergleichen das Haus oft mit der berühmten Villa Tugendhat von Mies van der Rohe in Brünn. Zusammen mit dem Bundesdenkmalamt hat Eisenköck die Geschichte des Hauses daher akribisch aufgearbeitet.

Villa im Stil eines Tuberkulose-Sanatoriums

Der Beruf der Auftraggeber hat sich offenbar beim Stil des Gebäudes niedergeschlagen. Die Rezeks waren Spezialisten für Tuberkulose. Vor der Entwicklung moderner Medikamente bestand die Behandlung vor allem aus Luft- und Sonnentherapien. Die Sanatorien hatten große Fenster und Terrassen und dürften damit als Vorlage oder Inspiration für die Villa gedient haben. Mit seinen großzügigen Freiflächen und reling-artigen Geländern erinnert es fast an ein Kreuzfahrtschiff, verstärkt wir das noch durch den wunderbaren Ausblick über große Teile von Wien.

Im Zug einer Führung der Initiative Denkmalschutz im Oktober konnte die Baustelle besichtigt werden. Architekt Eisenköck erläuterte dabei die Herausforderungen einer möglichst genauen Rekonstruktion. Manche Bautechniken, die damals Standard waren, sind heute veraltet oder entsprechen nicht mehr den Normen. Es gibt daher kaum Handwerker, die diese Arbeiten fachgerecht durchführen können. Der Teufel steckt auch oft im Detail. Die großen Fenster in Richtung Süden können fast vollständig nach unten geschoben werden. Das System war in den 1930ern in Wien weit verbreitet. Heute muss jeder einzelne Teil und jeder einzelne Fensterbeschlag extra nachgegossen werden, um die alte Technik wieder zum Laufen zu bringen.

Das Bundesdenkmalamt hat eine Broschüre zur Geschichte der Villa Rezek herausgegeben, die auf dieser Homepage zum Download bereitsteht.

Mehr Informationen gibt es außerdem auf der Seite der „Initiative Denkmalschutz“.

In weiterer Folge soll die Villa Rezek vermietet werden. Wer den spektakulären Ausblick von der Windmühlhöhe genießen will, muss sich allerdings auch um die Instandhaltung des Gebäudes kümmern. Zusammen mit dem Mietvertrag kommt ein eigenes Instandhaltungshandbuch. Dafür, dass dieses wichtige Architekturdenkmal bestehen bleibt, ist das aber wohl nur ein kleiner Preis.

Mehrere architektonisch bedeutende Gebäude in Gefahr

Die Villa Rezek ist nur eines von mehreren Gebäuden in Währing, das lange von Verfall oder gar Abriß bedroht war, heißt es bei der Initiative Denkmalschutz. Fragen gibt es zum Beispiel noch zur Zukunft des früheren Tröpferlbades beim Ebner-Eschenbach-Park, das nach dem Umbau in die BG Klostergasse integriert werden soll („Unser Währing“ hat im Sommer über die Pläne berichtet). Ein großer Verlust war der Abriß der „Villa Hanni“ in der Dr.-Heinrich-Meier-Straße im Vorjahr. Umso größer ist die Zufriedenheit über die Rettung und sachgerechte Renovierung der Villa Rezek.

Photos: Müller-Schinwald